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Höhenklima und Kaltluftseen im Laberjura

Erstellt von leserbrief am 17-Jul-2011 18:26 (3268 gelesen)

laber-jura.de erhielt folgenden Beitrag mit der Bitte um Veröffentlichung. Im Markt Beratzhausen beträgt der Höhenunterschied zwischen dem tiefsten und dem höchsten Punkt der Gemeinde etwa 200 Meter.

Bei einem Gradienten von ungefähr 1° C pro 100 Meter Höhendifferenz ergibt sich somit ein Temperaturunterschied von 2° C. Durch Windeinfluss und geschützte beziehungsweise exponierte Lage ist eine Verstärkung des lokalen Höhenklimas denkbar.

Diese Besonderheit des örtlichen Mikroklimas kann deutliche Auswirkungen hervorrufen. 2 Grad Temperaturunterschied zwischen dem Tal der Schwarzen Laber und dem Jurahochland beeinflussen das örtliche Wetter oft in erheblichem Umfang.

So kann es auf der Jurahochfläche im Winter Glatteis geben und zur gleichen Zeit beträgt die Temperatur in der geschützten Talaue über 0°C. Schon zahlreichen Autofahrern wurde dies zum Verhängnis, weil sie beim Hinauffahren auf die Hochfläche nicht mit Glättegefahr rechneten. Manchmal sind die Erhebungen der Kuppenalb mit Schnee bedeckt, während im Tal der Schwarzen Laber kein Schnee zu finden ist.

Eine Zierde des Höhenklimas im Laberjura ist häufig der winterliche Raureif, der oft nur auf der Jurahochfläche zu bestaunen ist, da es in den Tieflagen mitunter zu mild für Raureifbildung ist. Beratzhausens Altbürgermeister Franz Xaver Staudigl sprach in diesem Zusammenhang vom "reifversilberten Wald".

Interessant ist im Laberjura jedoch auch die Inversionswetterlage, die eine Umkehrung des normalen Höhenklimas bewirkt. Bei dieser Wetterlage ist es im Bereich der Hochlagen wärmer als in den Tälern, welche dann von Kaltluftseen geprägt sind.

Die bei Inversionswetter absinkende Kaltluft führt zu erheblichen Auswirkungen. Durch die Trockentäler sinkt die kalte Luft ins Tal der Schwarzen Laber, wo ein Kaltluftsee entsteht. So ein Kaltluftsee kann im Hochsommer manchen Abend auf der Terrasse verderben, da es im historischen Ortskern von Beratzhausen so gelegentlich recht kühl werden kann. Diese Ausbreitung von kühler Luft geschieht im Allgemeinen innerhalb von kurzer Zeit, da die schwerere kalte Luft zügig nach unten sinkt. Für diese abendliche Abkühlung im Talbereich ist nicht in erster Linie die Nähe zur Schwarzen Laber verantwortlich, weil der Enfluss lokaler Kaltluftseen dominant ist, wenn es zu einem abendlichen Temperaturrückgang in der Talaue kommt.

So ist es möglich, dass ein sommerlicher Besuch im Biergarten im Tal der Schwarzen Laber ein plötzliches Ende findet, während man auf dem Nachhauseweg auf die Jurahochfläche merkt, dass es schlagartig wärmer wird, wenn man den Kaltluftsee in der Tieflage verlässt.

Kaltluftseen erklären mitunter auch die Nebelhäufigkeit im Tal der Schwarzen Laber. Fast märchenhaft mutet der weiße Nebel an, der sich am Morgen und in den Abendstunden in den Talzonen sammelt und stets eindrucksvoll vom grünen Wald der Hochlagen begrenzt wird.

Selbst die Nachtfrostgefahr im Laberjura wird maßgeblich vom Höhenklima beziehungsweise einer Inversionswetterlage beeinflusst.

Dieses Phänomen konnte man besonders gut im Jahre 2011 feststellen. Das Frühjahr des Jahres 2011 wurde durch frühe Vegetation geprägt. In den ersten Tagen des Monats Mai kam es zu einem deutlichen Nachtfrost, der unterhalb von 490 m Meereshöhe die Blüten und Fruchtansätze der Obstbäume zu einem großen Teil vernichtete. So waren beispielsweise auf dem Zehentberg nur wenige Kirschen in den Gärten zu ernten, da der Schaden durch den Nachtfrost im Mai beträchtlich war.

Zur selben Zeit gab es in Rufenried (530 m Meereshöhe) in manchen Gärten Kirschen in großer Menge. Auch in Granswang (550 m Meereshöhe) erfreute man sich an einer Kirschenschwemme. Freunde und Verwandte mit Gärten in den Hochlagen beschenkten Mitbürger in den Tallagen mit Obst, welches es in den Tieflagen nur spärlich gab.

Die Vorgänge im Jahr 2011 zeigen, dass ein Kaltluftsee zu Frostschäden in den Tallagen führen kann, während das Jurahochland ziemlich verschont bleibt. Eine derartige Inversionswetterlage zeigte sich 2011 sehr eindrucksvoll. Es muss also im Laberjura nicht immer stimmen, dass es in den geschützten Tallagen mehr Obst gibt, obwohl dies in Jahren ohne Nachtfrost im Mai bei Inversionswetter durchaus der Fall sein kann.

Das Höhenklima mit Tendenz zur Inversionslage und zu Kaltluftseen prägt das Mikroklima im Laberjura. Nicht nur für Gartenbesitzer und für die örtliche Landwirtschaft kann dies von nennenswertem Interesse sein.

Dietmar Kuffer


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