Heute, am 19. März 2011, ist der Tag des heiligen Josef. Soeben komme ich von meinem Freund und Nachbarn Josef Fruth zurück, dem ich zu seinem Namenstag gratulierte.

Morgen, so hat mir Josef Fruth erzählt, feiert er mit dem Tangrintler Josefsverein, in welchem er - so wie Papst Benedikt XVI. - Mitglied ist.

Der Tag des heiligen Josef, eine Art bayerischer Nationalfeiertag, ist die richtige Gelegenheit, um all die Dinge aufzuschreiben, die zu schade dafür sind, wenn man sie vergisst.

Josef Fruth hat im Markt Beratzhausen Spuren hinterlassen, die nur wenigen Zeitgenossen vollständig bekannt sein dürften.

Josef Fruth wurde am 19.1.1938 in Willenhofen geboren. Von etwa 1959 bis 1998 stellte er mit seiner Baufirma ein wichtiges Stück Beratzhausen dar. Mit seinen etwa 100 Beschäftigten war er einer der bedeutendsten Unternehmer am Ort.

Die ersten 25 Jahre seiner unternehmerischen Tätigkeit waren stark durch die Flurbereinigung geprägt, die er beiderseits der Autobahn zwischen Nürnberg und Regensburg durchführte. Auch die Erdarbeiten im Rahmen des Autobahnbaus von Nürnberg nach Regensburg wurden zu einem beträchtlichen Teil von seiner Firma realisiert.

10 Jahre lang war die Baufirma Josef Fruth mit Arbeiten an der Bahnlinie Nürnberg - Regensburg beschäftigt. So wurde in dieser Zeit beispielsweise der Bahndamm in Mausheim verbreitert und in Seelach neu errichtet. Beim Neubau des 1,5 Kilometer langen Bahndamms in Seelach war eine Erdbewegung im Umfang von 250000 Kubikmetern notwendig.

In Regensburg erledigte die Baufirma Fruth den Abriss der bekannten Schnapsbrennerei Jacobi in den 70er Jahren und von Stellwerken neben der Bahnstrecke. Auch Flussbettsanierungen an der Donau bei der Pfaffensteiner Brücke sind Spuren, die Josef Fruth in Regensburg hinterlassen hat.

An der Errichtung der Rhein - Main - Donau - Wasserstraße war die Firma Fruth beteiligt. Die Mitwirkung am Bau der Staustufe Straubing ist ein Beispiel dafür.

In späteren Jahren übernahm die Baufirma Fruth in ganz Deutschland Arbeiten für den Ausbau des Telefonnetzes, da häufig Fernleitungen mit dem Kabelpflug verlegt wurden. Mit einem Nürnberger Partner zusammen baute Josef Fruth die U-Bahn in Nürnberg.

In Beratzhausens Nachbargemeinden gab es immer wieder Aufträge. Erwähnenswert sind hier eine Deponiesanierung im Truppenübungsplatz Hohenfels und die Erdarbeiten für das Holzwerk in Neukirchen bei Hemau.

Besonders stark und nachhaltig prägte die Baufirma Josef Fruth jedoch den Ort Beratzhausen selbst. So führten Josef Fruths Arbeiter die Ersterschließung des Zehentbergs durch und ermöglichten so die Entstehung dieses Beratzhausener Ortsteils.

Zahlreiche Straßen, die es heute im Markt Beratzhausen gibt, wurden von Josef Fruth erstmalig errichtet. Dies gilt für die Teerstraßen nach Seelach und Neurufenried, aber auch für den Rubenbergweg.

Der Anger am Essenbügl wurde vom Unternehmer Fruth geteert und zu einem modernen Platz ausgebaut.

Der Aushub für das Beratzhausener Klärwerk, für das örtliche Altenheim, das moderne Schwimmbad neben dem Galgenberg und für Fabrikgebäude wie die Firma Kaiser oberhalb des Beratzhausener Friedhofs ist ebenso zu erwähnen.

Die Sanierung des Thonsees und die Verfüllung des alten Schwimmbads zwischen Spittlkapelle und Schwarzer Laber mit einem Teil des Aushubs des Beratzhausener Eisweihers verbindet man mit der Baufirma von Josef Fruth.

Das von Josef Fruth in der Industriestraße gebaute Betonwerk und die benachbarte Recyclinganlage für Bauschutt wurden später von einem internationalen Konzern übernommen.

Im "Ruhestand" wurde Josef Fruth zum regionalen Pionier in Sachen Windenergie. 1999 errichtete er das Windrad in Willenhofen und 2006 das Windrad in Hohenlohe. So machte er den Windstandort Beratzhausen bekannt und lenkte die Aufmerksamkeit noch größerer Investoren auf das Gebiet des Marktes Beratzhausen.

Josef Fruth ist erstaunt, dass gerade ein kleinerer Bauauftrag, den er am Ort Beratzhausen mit seiner Firma ausführte, stets erneut auf besonderes Interesse trifft. Dabei handelt es sich um die Errichtung der Skipiste am Beratzhausener Schlossberg, auf dessen Gipfelplateau sich die Burgruine Ehrenfels befindet.

Etwa um das Jahr 1970 hat Fruths Mitarbeiter Michael Rappl, der aus der Nähe von Schmidmühlen im Vilstal stammte, an acht Arbeitstagen, die seinerzeit jeweils 10 Stunden umfassten, die Skipiste am Schlossberg geschaffen.

Zuerst musste der Wald mit einer Rodungsgabel gerodet werden. Dabei wurde am Raupenfahrzeug ein Rodungsschild angebracht.

Anschließend wurde das Holz weggefahren und - da es nicht belastet war - zur Verfüllung von Dolinen, die später noch humusiert wurden, verwendet. Durch diese Verfüllung von Dolinen sollte die Qualität der Ackerflächen verbessert werden.

Nach der Rodung des Waldes am Schlossberg wurde der Waldhumus mit einem Raupenfahrzeug abgetragen und danach links und rechts an den Rand geschoben. Dabei stieß man bald auf lehmigen und steinigen Boden.

Als nächster Schritt wurde der Unterboden verdichtet und schließlich humusiert und planiert. Dabei wurde keine fremde Erde verwendet. So erklärt sich die geringfügige Mächtigkeit der Humusschicht auf der Skipiste am Schlossberg, die nur fünf bis zehn Zentimeter umfasst.

Der von privater Seite erteilte Bauauftrag zur Errichtung der Skipiste sollte billig sein und geringe Kosten verursachen. Josef Fruth erinnert sich, dass er täglich die Baustelle besucht hat, um Arbeitsanweisungen zu erteilen.

Die Gemeinde war an der Errichtung der Skipiste nicht beteiligt, es handelte sich um eine rein private Baumaßnahme, die das Bauunternehmen Josef Fruth für einen privaten, ortsansässigen Wald- und Grundbesitzer durchführte.

Es gab kaum Gegner der Baumaßnahme, die das Aussehen des Schlossberges stark veränderte, da man sich vor allem auf den Skilift freute. Der Skilift selbst wurde von einem professionellen Skiliftbauer errichtet.

In bleibender Erinnerung ist Josef Fruth der unfruchtbare, schlechte Boden am Schlossberg, der als Ackerland ungeeignet ist.

So mussten einzelne Felskuppen mit dem Felsabbauhammer entfernt werden. Der dabei anfallende Felsschutt wurde in der Erd- und Bauschuttdeponie Willenhofen entsorgt. Dazu waren 15 Fuhren mit den damaligen Lastwagen notwendig. Pro LKW-Transport konnten 9 Kubikmeter Material bewegt werden.

Vor der Durchführung der Baumaßnahme am Schlossberg sind vier Personen in den Schwarzwald gefahren, um sich einen Musterskilift anzuschauen. Neben Josef Fruth beteiligten sich der Skiliftbauer und der örtliche Auftraggeber und Waldbesitzer an dieser Fahrt.

Ursprünglich war es geplant, die Skipiste im oberen Teil bis zur Burgruine Ehrenfels zu verlängern. An diesem Vorhaben hätten jedoch andere Grundbesitzer mitwirken müssen. Wegen einer fehlenden Einigung der Beteiligten wurde die Idee schließlich aufgegeben.

Auch der bestehende Waldweg, der als Burgweg zur Burgruine Ehrenfels führt, stellte ein Hindernis beim Bestreben dar, die Skipiste bis zur Burg zu verlängern. Der bestehende Burgweg musste erhalten bleiben und da dieser Weg quer über den obersten Teil der Skipiste verläuft, so war an eine Verlängerung der Skipiste bis zur Burgruine Ehrenfels nicht mehr zu denken.

Josef Fruth hat den Beratzhausener Skilift nur selten selbst genutzt. Sein Bauunternehmen hat jedoch nicht nur die Skipiste am Schlossberg errichtet, da auch zahlreiche andere Baumaßnahmen, die von der Baufirma Josef Fruth durchgeführt wurden, zum Ortsbild des Marktes Beratzhausen in der Gegenwart beitragen.

Am Tag des heiligen Josef, des Patrons der Arbeit, darf man an diese Tatsachen erinnern.

Dietmar Kuffer