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Große Trauer um den Geldbeutel – und um Heinrich Wagner

Erstellt von MarkJohn am 12-Mar-2011 11:41 (2713 gelesen)

Skaliertes Bild„170. Gödbeidleigrom“ steht auf dem „Sterbebüldl“ für den in der Nacht zum Aschermittwoch verblichenen Geldbeutel, der am Abend des ersten Tages der Fastenzeit - wie es in Beratzhausen uralter Brauch ist - eingegraben wurde. Und der Pfarrer machte in seiner Traueransprache wieder auf so manches Vorkommnis im vergangenen Jahr aufmerksam.


Skaliertes BildAllerdings ist - zumindest in dieser Lesart - die Zahlenangabe falsch. Das Geldbeuteleingraben gibt es in Beratzhausen, laut Franz Xaver Staudigl, zwar seit 1841 - also seit (mindestens) 170 Jahren. Da der Brauch jedoch wissentlich in den Jahren der beiden Weltkriege sowie in den unmittelbaren Nachkriegsjahren ausfiel, zudem 1935 nach dem Flugzeugabsturz des Gauleiters und Bayerischen Kultusministers Hans Schemm sowie 1975 nach dem Unfall im Anschluss an den Faschingszug, 1989 (Beerdigung des TSV-Vorsitzenden Franz Meier am Aschermittwoch) und 1991 (Golfkrieg) abgesagt wurde, ist der Brauch nicht 170 Mal, sondern weit weniger oft ausgeübt worden. Wie häufig, das wird sich wohl nicht mehr feststellen lassen.

Neben dem Geldbeutel betrauerten die Hinterbliebenen heuer - auch mit einem hellblauen Trauerflor an den Oberarmen deutlich zu sehen - einen langjährigen Wegbegleiter: Heinrich Wagner war rund drei Jahrzehnte bei diesem Brauch dabei, jedoch am 2. Januar - einen Tag vor seinem 46. Geburtstag - verstorben.

Skaliertes BildIn Reminiszenz an frühere Jahre war Günter Bäumer dieses Mal nicht in die Kleider des Klageweibs geschlüpft, sondern marschierte in Anzug, Frack und Zylinder mit und erinnerte so an die Ausübung des Brauches bis in die 50er Jahre, wo viele der Teilnehmer in festlicher oder bäuerlicher Kleidung der Zeremonie beiwohnten.

Skaliertes BildDer Brauch selbst lief nach dem bewährten Procedere ab: Leichosong am Vormittag in mehreren Gruppen, der Trauerzug mit dem von Kindern getragenen Dreibein mit Breze, Hering und Geldbeutel bewegte sich ab ca. 17.15 Uhr vom Gasthof Goldenes Ross (Hummel) weg über die Bischof-Weig-Straße und Marktstraße zurück zum Essenbügl. Wie üblich fand sich auf diesem Weg kein passender Platz zum Grabaufschaufeln - was bei der im Sommer letzten Jahres frisch asphaltierten Marktstraße ja schlecht möglich gewesen wäre. Neben der Laber bzw. der Laberbrücke passte es dann für die Vermesser, und der Geldbeutel konnte endlich der Erde übergeben werden. Danach trug der Pfarrer seine Trauerrede vor.

Markus Bauer
(Fotos: Markus Bauer)


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