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Der Besuch eines Verbrechers

Erstellt von leserbrief am 11-Aug-2011 19:27 (3864 gelesen)

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Die Geschichte ist eine Ansammlung von Erinnerungen, zu denen mitunter auch unangenehme, dunkle Seiten gehören, die man gerne verdrängen oder vertuschen möchte. Das Prinzip der Ehrlichkeit, der Offenheit in der geschichtlichen Überlieferung ist jedoch gerade dann notwendig, wenn es darum geht, zukünftigen Generationen die Wahrheit unverfälscht mitzuteilen, eine Wahrheit, welche einst traurige Wirklichkeit war.

Es bleibt die Hoffnung, dass der Mensch fähig sein möge, aus der Vergangenheit zu lernen, damit das Leben zukünftiger Generationen stärker von Humanität und Brüderlichkeit gekennzeichnet wird.

Adolf Hitler, die dunkelste Gestalt der deutschen Geschichte, war persönlich in Beratzhausen.

Schon als Kind, in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, haben mir mehrfach ältere Beratzhausener Mitbürger hinter vorgehaltener Hand berichtet, dass "Hitler in Beratzhausen war, bevor er der Hitler wurde." Öffentlich wurde über diese Dinge nicht gesprochen, eine Mauer des Schweigens war unüberwindlich.

Auffallend ist der beinahe persönliche Ton, in welchem sich Adolf Hitler in seinem Brief vom 28. März 1933 direkt an den Gemeinderat von Beratzhausen wendet, um sich für die ihm verliehene Ehrenbürgerschaft zu bedanken.

Hitler schreibt dabei folgenden Satz im Wortlaut : " Ich nehme die Ehrenbürgerschaft an und bitte, dem Gemeinderat meinen ergebensten Dank sowie meine aufrichtigsten Glückwünsche für das Blühen und Gedeihen von Beratzhausen aussprechen zu dürfen."

Beratzhausen galt 1933 als "braune Hochburg" der Oberpfalz und der Ort Beratzhausen scheint für Adolf Hitler ein Begriff gewesen zu sein.

Mehrfach habe ich mit meinem Freund Franz Xaver Staudigl, dem Schriftsteller, Zeitzeugen und Altbürgermeister Beratzhausens, über den Nationalsozialismus im Oberpfälzer Jura gesprochen.

Franz Xaver Staudigl beschrieb mir die Zeit des Nationalsozialismus im Oberpfälzer Jura sehr genau. Er erklärte mir, dass der Putschist Martin Faust, der 1923 in München starb, aus Hemau stammte. Diese Putschisten nannten die Nazis "Blutzeugen". Hemau feierte sich im Nationalsozialismus als "Martin Faust Stadt".

Aus Parsberg stammte der Reichsarbeitsdienstführer Konstantin Hierl, dessen Referent und Pressesprecher später ein Sommerhaus im Beratzhausener Ortsteil Oberndorf bewohnte, weil er den Winter in Berlin verbrachte. Mit diesem Herrn habe ich einst selbst in einem Café in Beratzhausens Marktstraße gesprochen. Franz Xaver Staudigl erklärte mir nach dem Gespräch, wer sich da mit mir unterhalten hat.

Dietrich Eckart, der Mentor Hitlers, stammte aus Neumarkt. Neumarkt in der Oberpfalz galt im Nationalsozialismus als "Dietrich Eckart Stadt." Dietrich Eckart stellt eine Hauptquelle für das Entstehen der menschenfeindlichen Ideologie des Nationalsozialismus dar.

Einmal sagte Franz Xaver Staudigl zu mir in bairischer Mundart : "Da Nachbar hat ihn persönlich kennt." Weil ich nicht sofort begriff, was Franz Xaver Staudigl meinte, so erzählte er mir eine längere Geschichte.

Franz Xaver Staudigls Vater stammte aus Grünstaude, einem Weiler, der an der Bundesstraße 8 zwischen Hemau und Willenhofen liegt. Später zog Franz Xaver Staudigls Vater nach Beratzhausen, wo er im vorderen Teil der "unteren Gasse" wohnte. Franz Xaver Staudigl nannte seinen Vater oft einen "Waldarbeiter", da er durch diese Arbeit die Familie ernährte.

Die Zeit von Franz Xaver Staudigls Vater in Grünstaude kannte der Sohn aus Erzählungen. Da es in jener Zeit noch keine Autobahn zwischen Nürnberg und Regensburg gab, musste der ganze Verkehr über die B8 abgewickelt werden. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg war die B8 die einzige Teerstraße im Laberjura.

In Grünstaude existierten mehrere Wirtshäuser, obwohl der Weiler nur aus wenigen Häusern bestand. An der B8 gab es eben zahlreiche Durchreisende.

Ein Nachbar von Franz Xaver Staudigls Vater war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg. In jenem Krieg lernte er einen Kriegskameraden kennen, der den Namen Adolf Hitler trug und damals noch unbekannt war.

In den Jahren nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg besuchte Adolf Hitler seinen Kriegskameraden in Grünstaude. Hitler fuhr dabei mit dem Zug von München nach Beratzhausen, wo er am Bahnhof von seinem Kriegskameraden aus Grünstaude erwartet wurde. Mit einem Ochsengespann fuhren die zwei Personen über Rufenried nach Grünstaude. Ob Hitler eine Nacht in Grünstaude verbrachte oder noch am gleichen Tag wieder nach München fuhr, das wusste Franz Xaver Staudigl nicht mehr genau. Aufgrund der schwierigen Verkehrsverbindungen von Grünstaude nach München vermutete Staudigl jedoch einen Aufenthalt Hitlers im Umfang von zwei Tagen.

Nach dem Aufenthalt Hitlers in Grünstaude fuhr man mit dem Ochsenkarren nach Beratzhausen zurück. Die Zeit vor der Abfahrt des Zuges am Bahnhof Beratzhausen verbrachte man im Biergarten von Beratzhausens Bahnhofswirtschaft. Zum Abschied scheint Hitler zu einer ortsüblichen Brotzeit eingeladen worden zu sein. In einer Zeit der Armut und des Hungers nach dem Ersten Weltkrieg war dies nicht selbstverständlich. Reichhaltiges Essen war gerade für die Stadtbevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg keine Kleinigkeit.

Nach der eingenommenen Mahlzeit verabschiedete sich Adolf Hitler und fuhr mit der Eisenbahn von Beratzhausen nach München zurück.

Franz Xaver Staudigl interessierte sich mehrfach dafür, was aus dem Gästebuch der ehemaligen Beratzhausener Bahnhofswirtschaft geworden ist. Das Führen eines Gästebuchs war früher üblich und es ist denkbar, dass es ein Gästebuch gibt, in welchem der Aufenthalt Adolf Hitlers in Beratzhausen verzeichnet ist.

Der Aufenthalt Adolf Hitlers in Beratzhausen dürfte - nach der Erläuterung Franz Xaver Staudigls - in den Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg stattgefunden haben. Im Zeitalter des Nationalsozialismus war man auf den kurzen Besuch Hitlers in Beratzhausen stolz und nach 1945 schwieg man über die Angelegenheit.

Der Verbrecher Hitler kannte Beratzhausen offenkundig aus eigenem Erleben.

Mehrere Beratzhausener haben Hitler persönlich gesehen. Franz Xaver Staudigl erinnert sich, dass Hitler einst unmittelbar neben ihm auf der Maximilianstraße in Regensburg fuhr.

Der Humanist, Freigeist und Menschenfreund Franz Xaver Staudigl erlebte die dunklen Seiten der Geschichte. Er hat trotzdem den Kampf für das Gute in der Welt und die Hoffnung niemals aufgegeben.

Papst Benedikt XVI schreibt in seiner Enzyklika "Spe Salvi - gerettet durch die Hoffnung" eindrucksvoll : "Wir brauchen die kleineren oder größeren Hoffnungen, die uns Tag um Tag auf dem Weg halten. Aber sie reichen nicht aus ohne die große Hoffnung, die alles andere überschreiten muss. Diese große Hoffnung kann nur Gott sein..."

Dietmar Kuffer


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