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„Mir ist wichtig, eine ehrenamtliche Kulturarbeit zu leisten!“

Erstellt von Atlan am 26-Jun-2008 22:09 (2251 gelesen)

Literatur- und Ortsheimatpfleger Dietmar Kuffer blickt auf die letzten sechs Jahre zurück.
Wie bei den Kommunalpolitikern ist auch beim Ortsheimatpfleger die Amtszeit an die Legislaturperiode gebunden, die Ende April auslief. Bei Dietmar Kuffer ist das differenziert.

Als Literaturpfleger wurde er Mitte der 90er Jahre vom damaligen Bürgermeister Hermann Laßleben ohne zeitliche Begrenzung eingesetzt. In seiner Tätigkeit als Ortsheimatpfleger wurde er auf sechs Jahre vom Gemeindeparlament bestätigt. So beginnt auch hier eine neue Amtsperiode. Ein Grund für Laber Jura, mit dem Literatur- und Ortsheimatpfleger ein Gespräch über seine Arbeit in den letzten sechs Jahren zu führen.

Laber Jura: Wie sieht die Bilanz der vergangenen sechs Jahre aus?
Dietmar Kuffer: Es waren sehr arbeitsreiche Jahre mit vielfältigen Früchten. In dieser Zeit sind in der von mir begründeten Schriftenreihe des Marktes Beratzhausen drei Bücher veröffentlicht worden, die Anregung zu dem Staudigl-Buch kam damals von mir. Das von mir publizierte Buch habe ich selbst bezahlt, das Staudigl-Buch haben die Beratzhausener Vereine finanziert und das Kölwel-Buch hat der Tangrintler Verlag in Eigenverantwortung publiziert. Bei allen drei Büchern sind der Gemeinde keine Kosten entstanden. Mir ist wichtig, eine ehrenamtliche Kulturarbeit zu leisten. Man kann auch im Kulturbereich etwas bewegen, ohne ständig nach dem Geld der Gemeinde zu schielen. Kulturarbeit wird akzeptabel, wenn die Menschen sehen, dass es kein finanzielles Fass ohne Boden ist, sondern mit ehrenamtlichen, privatwirtschaftlichen und eigenen Mitteln bzw. dem Einsatz der Vereine viel bewegt werden kann.

LJ: Können Sie exemplarisch ein paar besondere Akzente nennen?
DK: Hervorheben möchte ich die gute Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz und dessen Vertreter Alexander Pöppl. In dieser Kooperation, auch mit Privatleuten und Vereinen, wurden Obstpflanzungen, etwa 200 Bäume, zwischen Beratzhausen und Hardt vorgenommen. Für das Mitteilungsblatt habe ich zahlreiche Aufsätze geschrieben, die zum Teil dann in meinem Buch veröffentlicht wurden. Sehr schön war die Beteiligung an dem Arbeitskreis Literatur und Musik mit Markus Nitschmann, Markus Bauer und Franz-Xaver Staudigl. Am Beispiel der Dorfgeschichte von Hardt lässt sich zeigen, dass der Ortsheimatpfleger nicht nur für den Zentralort da ist, sondern sich auch um das Umland kümmert. Bearbeitet habe ich viele Anfragen von Bürgern, Vereinen, Gemeinderäten, vom Landkreis oder auch vom Haus der Bayerischen Geschichte. Hervorheben möchte ich die gute Zusammenarbeit mit der Pfarrei, d.h. mit der Kirche, die für mich immer auch wichtig war, besonders unter dem Gesichtspunkt, dass ein Großteil der Denkmäler in unserer Gemeinde ja kirchliche Denkmäler sind. Soviel Sensibilität für Denkmalschutz, wie es Pfarrer Dunst und die Pfarrei Beratzhausen haben, würde man sich auch an anderer Stelle wünschen. Auch die Kompromisslösung bei der Kapelle in Neuhöfl wäre ohne die Unterstützung der Pfarrei, von Altbürgermeister Hermann Laßleben sowie der kirchlichen und weltlichen Vereine und mehrerer Markträte, zum Beispiel Josef Hauser, sowie von der Bundestagsabgeordneten Maria Eichhorn nicht möglich gewesen. Zusammenarbeit gab es auch mit Professoren bezüglich der Examensarbeiten von Studenten.

LJ: Gab es besondere negative bzw. positive Erfahrungen?
DK: Ich bedauere, dass die historischen Wappenreliefs von Beratzhausen aus dem Amtszimmer des Bürgermeisters entfernt wurden. Dies war das erste Zeichen der Geschichtsvergessenheit. Das konnte ich nicht verhindern, ich habe es erst im Nachhinein erfahren und wurde vor vollendete Tatsachen gesetzt. Festzustellen war auch, dass mit dem Einsatz für den Denkmalschutz oft Konflikte entstehen. Nicht verstehen kann ich bis heute, dass ich – im Gegensatz zu meinem Vorgänger Manfred Niebler, der regelmäßig zu den Bauausschusssitzungen eingeladen wurde – nur zu einer einzigen eingeladen wurde, danach nicht mehr. Gefreut hat mich, dass die Sensibilität unserer Bevölkerung für die reiche Kultur und Geschichte unserer Gemeinde, die Sensibilität für den Denkmalschutz zugenommen hat, wie die Beispiele Vertriebenendenkmal und Kapelle Neuhöfl zeigten. Positiv war auch die Unterstützung seitens vieler Markträte und Vereine sowie zahlreicher interessierter Einzelpersonen.

LJ: Wie beurteilen Sie die seit letztem Jahr bestehenden Aktivitäten des Heimatgeschichtsstammtisches?
DK: Die Vereine mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit spielen eine wichtige Rolle, um in der Heimatgeschichte Erfolge haben zu können. Große Geldinvestitionen sind leider meist nicht möglich und vertretbar. Positiv erwähnt seien der Heimat- und Volkstrachtenverein, der Kulturverein oder auch die Dolina und Agricola. Ich sehe mit Freude, dass sich im Heimatgeschichtsstammtisch Menschen zusammengeschlossen haben, die an der Heimatgeschichte Interesse haben. Ich nehme gerne Anregungen aus diesem Kreis auf und gebe sie an die zuständigen Stellen weiter.

LJ: Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Kooperation sehen Sie mit diesen Gruppen, Initiativen und Vereinen?
DK: Kooperation findet zum einen bereits in und zwischen den Vereinen statt. Zum anderen bekommt man immer wieder Anregungen von Bürgern. Besonders hervorheben möchte ich die Buchautoren, die sich ehrenamtlich, ohne große Summen zu verdienen, mit unglaublichem Engagement dafür eingesetzt haben, dass Beratzhausen zu einem blühenden Literaturort wurde. Gerade deren ehrenamtlicher, nicht mit Kosten verbundener Einsatz hat die Sensibilisierung der Bevölkerung sehr stark auf den Kulturbereich gerichtet. Für alle im Bereich der Kultur aktiven Vereine, auch wenn sie nicht organisiert sind wie etwa der Heimatgeschichtsstammtisch, bin ich ein Ansprechpartner. Ich nehme deren Sorgen und Anregungen gerne auf und gebe sie weiter. Wenn es etwa um Rat bei der Erstellung einer Festschrift oder Fragen zur Geschichte der Dörfer geht, stehe ich gerne zur Verfügung.

LJ: Gibt es schon konkrete Pläne und Projekte für die nächste Zeit?
DK: Zunächst ist, was mein Amt als Ortsheimatpfleger betrifft, die Bestellung durch den neuen Marktgemeinderat abzuwarten. Wer mich kennt, der weiß, dass mir einerseits die Heimatgeschichte und die Literatur am Herzen liegen. Anderseits werde ich beim Denkmalschutz und dem Schutz unserer Kirchen und Bauwerke meine Stimme erheben, wenn es konkrete Anlässe geben sollte. Ich hoffe, dass sich Erfolge in einer sachlicheren und ruhigeren Art einstellen als in der Vergangenheit. Grundsätzlich möchte ich nicht, dass Kulturarbeit in Misskredit gerät, da sie sonst in ihrer Substanz bedroht wäre. Das heißt: Es gilt, niemanden zu entmutigen, offen für alle zu sein. Gleichzeitig ist aber auch deutlich zu machen, dass in der Kulturarbeit keine Gelder da sind, die für irgendwelche persönlichen Aufträge, die manche aus privatwirtschaftlicher Sicht vielleicht gerne hätten, in großen Summen zur Verfügung stehen können. Gefragt und willkommen ist das ehrenamtliche Engagement aller. Die Gemeinde kann nicht als Auftraggeber im großen Stil da sein, die das finanzielle Füllhorn ausschüttet zum Wohle einiger.
Das Interview führte Markus Bauer


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