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Schreinermeister Josef Meier baut Karfreitagsratschen

Erstellt von MarkJohn am 08-Apr-2004 14:41 (7648 gelesen)

Wenn die Glocken an den Kartagen, nach den letzten Akkorden des "Gloria" beim Gottesdienst am Gründonnerstagabend bis zum "Ehre sei Gott" in der Osternacht (am Abend des Karsamstags oder am frühen Morgen des Ostersonntags) verstummen, treten in der katholischen Kirche zum Bekanntmachen der kirchlichen Feiern traditionell die Karfreitagsratschen an die Stelle der Glocken. In Beratzhausen hat der Schreinermeister Josef Meier nach den Mustern der vorhandenen Ratschen fünf neue Geräte hergestellt und diese unterschiedlichen kirchlichen Einrichtungen gestiftet.
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Schreiner Josef Meier beim Bau einer Karfreitagsratsche. Fotos: Markus Bauer



Der Volksmund sagt bekanntlich über die Kartage: "Die Glocken fliegen nach Rom". Doch auch die an den drei Kartagen für sie dienstleistenden Ratschen halten nicht ewig. So war auch für Schreinermeister Josef Meier, der in den vergangenen Jahren schon mehrmals mit Ideen und Erzeugnissen aus seiner Werkstatt die internationale Kulturarbeit in der Europagemeinde Beratzhausen unterstützt hat, der Anblick einer kaputten Karfreitagsratsche, die während des Jahres im Aufgang zum Turm der Pfarrkirche lagern, Anlass für seine Initiative. "Da muss Ersatz her", dachte er sich und holte sich eine der noch funktionstüchtigen Ratschen, um deren Bauweise und Technik genauer unter die Lupe zu nehmen.

Erinnerungen an Lehrzeit
Bereits in seiner Lehrzeit in den 50er Jahren beim damaligen Beratzhausener Mesner und Schreiner Josef Wittl hat Josef Meier Karfreitagsratschen restauriert und hergestellt. Die seit vielen Jahren in der Pfarrei St. Peter und Paul Beratzhausen im Einsatz befindlichen Ratschen könnten also durchaus schon durch seine Hände gegangen sein. Jedenfalls erinnerte sich Josef Meier nun wieder an die Handgriffe, die er als Lehrbub beim Umgang mit den Karfreitagsratschen erlernt und routiniert praktiziert hatte. Und solche Tätigkeiten vergisst man nicht. Der Hobbyschreiner beschloss, ein paar Ratschen zu bauen und diese für Gotteshäuser, die ihm besonders am Herzen liegen, zu stiften.
Die vorhandenen Karfreitagsratschen dienten ihm als Muster, die neuen hat er aber in einer etwas anderen Form hergestellt. Und auch mehrere Variationen mit zwei oder vier Drehknöpfen zum Verstellen des Ratsch-Klanges. Eine Woche benötigte er für die zunächst fünf Exemplare, die rechtzeitig zu den Kartagen 2003 fertig wurden. Eine Ratsche erhielt die Pfarrei Beratzhausen als Ersatz für die brüchige, eine die St. Anna Kapelle in Beilnstein, wo er im benachbarten Gasthaus gerne einkehrt, eine ging ans Priesterseminar Regensburg.

Angelus-Ratschen an den Kartagen
Auch wenn in der St. Anna Kapelle, die drei Kilometer von Beratzhausen entfernt ist und im letzten Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum feiern konnte, an den Kartagen keine Liturgie gefeiert wird - der ehrenamtlich tätige Mesner und Kirchenpfleger Erich Niebler versieht hier jeden Tag seinen Dienst. Das Gebetläuten mittags und abends mit den Glocken per Strick verrichtet er selbst. Und am Karfreitag und Karsamstag geschieht dies eben mit der Ratsche. Derzeit in Umzugskisten befindet sich die Karfreitagsratsche, die Josef Meier im vorigen Jahr den Nonnen geschenkt hat, die im Regensburger Priesterseminar tätig sind. "Die Ratsche wird, wenn der Umzug vorbei ist, sicher einen würdigen Platz finden", versichert Regens Gottfried Dachauer.
Zwei Ratschen der bislang fünf von Josef Meier produzierten Exemplare sind in Privatbesitz. Eine in Hemau bei Franz Lintl, die fünfte hat sich der Schreiner selbst angeeignet, auch als Ausstellungsstück im Schaufenster im Erdgeschoss seines Hauses in der Marktstraße 12. Hier können neben der Karfreitagsratsche auch viele andere Schreinerprodukte von Josef Meier bestaunt werden.

Verschiedene Holzsorten verwendet
Der Laie staunt, wie man eine solche Karfreitagsratsche bauen kann, die verschiedenen Holzarten (Eiche, Buche und Fichte) ineinander übergehen und jedes Holz hier seine spezifische Funktion wahrnimmt: Die Federn, das Gewinde zum Spannen und schließlich der Kasten - das alles erzeugt dann beim Drehen mit der Kurbel den knatternden Ton, der durch unterschiedliche Drehgeschwindigkeit ja auch in der Höhe variiert werden kann.
Die Gedanken des Schreinermeisters drehen sich jetzt bereits sehr stark um das diesjährige Beratzhausener Bildhauersymposium "Zurück in Europa". Da dieses Mal auch die Holzbildhauerei Bestandteil sein wird, hat Josef Meier schon einige Ideen hinsichtlich eines dauerhaft an einem bestimmten Standort in der Labertalgemeinde bleibenden Werkes. Er denkt - so viel sei angedeutet - an eben das "Instrument", das an den anderen als den Kartagen zun den Gottesdiensten ruft.
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Ministranten der Pfarrei St. Peter und Paul Beratzhausen beim Ratschen, in der Mitte die neue, von Josef Meier gebaute Karfreitagsratsche.

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Schreinermeister Josef Meier und Erich Niebler, Mesner und Kirchenpfleger der Kapelle St. Anna, an ihren Karfreitagsratschen.

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Eine der fünf von Josef Meier gefertigten Ratschen

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Draufsicht auf die Karfreitagsratschen.


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