Karoline Zucker hat den heimatgeschichtlichen Führer durch den Kreis Parsberg in einem Reprint wieder aufleben lassen und so verhindert, daß diese in drei Jahrzehnten zusammengetragene Sammlung von heimatgeschichtlichen Fakten in Vergessenheit gerät.

Drei Jahrzehnte hat Hauptlehrer Friedrich Spoerer aus Hohenburg heimatgeschichtliches Material gesammelt, um es dann 1945 im Eigenverlag unter dem Titel "Heimatgeschichtlicher Führer durch den Kreis Parsberg in der Oberpfalz" als Hilfsbuch für Schulen und Freunde der Heimat zu veröffentlichen. Karolina Zucker hat nun diesen Führer, der damals beim Laßleben-Verlag in Kallmünz gedruckt worden war, in einem Reprint neu aufgelegt, wobei selbst die Schrift authentisch ist. Ihr Ziel war nicht die Verherrlichung der "guten alten Zeit", wie sie selbst in ihrem Vorwort schreibt, sondern eine Bestandsaufnahme und die "Würdigung des Vergangen, um es vor dem Vergessen zu bewahren:". Somit trug sie dazu bei, daß alte Überlierungen erhalten bleiben und auch jüngere Generationen die Möglichkeit haben, die Geschichte ihrer Heimat zu verstehen.

Aufforderung zum Erhalt der Überlieferungen
Schlägt man zunächst das Vorwort Spoerers auf, so stellt man fest, daß viele seiner Aussagen bezüglich der Heimatgeschichte auch heute ihre Gültigkeit haben. Seine eingangs gestellte Frage , was Heimat bedeutet beantwortet er auf den folgenden Seiten untergliedert nach den einzelnen Faktoren "Kinderzeit", "Familie", "Vaterhaus", "bodenständige Bräuche", "Kirche mit Friedhof", "Berg und Tal, Wald und Flur", Wiese und Bach". Mögen manche dieser Begriffe auch etwas antiquiert anmuten, so muß der Leser doch feststellen, daß viele dieser Dinge vielleicht in Kombination mit einer anderen Wortwahl auch heute noch ihre Berechtigung haben. Im Anschluß an diesen Exkurs geht der Verfasser auf den engeren Begriff der Heimatgeschichte ein, mit der gleichzeitigen Aufforderung zum weiteren Sammeln und der Erhaltung der historischen Unterlagen in den einzelnen Gemeinden. Desweiteren appelliert er an die Lehrer, den Schulunterricht durch Anschauungsmaterial attraktiv zu machen, ebenfalls ein Punkt der auch im heutigen Schulwesen nicht an Gewichtigkeit verloren har.

Beschränkug auf wenige, prägnante Daten
In dem alphabetischen Teil finden sich nun zu den einzelnen Orten des ehemaligen Kreises Parsberg interessante Details zu der Geschichte der Ortschaft, zu einzelnen Bauwerken, welche oftmals mit den dazugehörigen Überlieferungen in Form von Sagen ergänzt werden. Wie Spoerl in seinem Vorwort treffend erwähnt, sollte man vorallem Schüler nicht mit zu vielen Daten "zuschütten", sondern sich auf wenige prägnante beschränken, die sich dann auch aufnehmen lassen.

Reprint eines unleserlichen Originals
Es wäre schade gewesen, wenn diese Sammlung der Heimatgeschichte in der Versenkung verschwunden wäre, wobei quasi ein Zufall dies verhinderte. Die Bäuerin Karolina Zucker aus Pathal bei Velburg interessierte sich schon immer für alte Überlieferungen und die Geschichte ihrer Heimat. Aus diesem Grunde hatte sie, damit die alten Zeiten nicht in Vergessenheit gerieten, bereits selber ein Buch mit dem Titel "Wie's g'wen ist" herausgegeben. Genau dieses Buch veranlaßte Hubert Eglmeier der Bekannten sein bereits etwas unleserliches Exemplat des "Heimatgeschichtlichen Führers" von Spoerl zu zeigen, da er bei Karoline Zucker Interesse für derartige Schriften vermutete. Er hatte richtig getippt und damit einen Prozeß in Gang gesetzt. Zucker gelang es nach langer Überredungskunst beim Laßleben-Verlag ein letztes leserliches Original-Exemplar aus dem Jahre 1945 zu erwerben und kümmerte sich um eine Neuauflage, die jetzt vorliegt und auch bereits auf reges Interesse gestossen ist.

Engagierte Vollerwerbslandwirtin
Karolina Zucker wurde am 20. Mai 1945 als älteste von elf Geschwistern auf einem Bauernhof in Rufenried / Beratzhausen geboren. Die geborene Eichenseher lebt seit ihrer Heirat mit Wendelin Zucker 1979 in Pathal / Velburg und führt zusammen mit ihrem Mann einen Landwirtschaftsbetrieb im Vollerwerb. Doch die Mutter von fünf Kindern engagierte sich schon immer im Gemeinwesen, so ist sie zum Beispiel Ortsbäuerin, Vorstandssprecherin der örtlichen Frauengruppe, Vorsitzende im Pfarrgemeinderat und sie organisierte eine Reihe von Landwirtschaftsfesten, In diesem Zusammenhang rief sie, entsprechend ihres Einsatzes für das Fortleben alter Traditionen, eine Dreschergruppe ins Leben. Damit auch alte Rezepte nicht in Vergessenheit geraten hat sie bereits zwei Kartoffelrezeptbücher veröffentlicht.

Es lohnt sich auf jeden Fall in das Büchlein zu schauen, es durchzublättern, bekannte Ortschaften des Kreises Parsberg zu entdecken und sich die damit zusammenhängende Geschichte in Kurzform oder aber Sagen, die sich um ein Gebäude, einen Platz ranken, entweder in Erinnerung zu rufen oder neu zu finden und zu staunen wie viele Dinge auch über Jahrzehnte hinweg Bestand haben.

Das Buch ist im Eichendorf-Verlag erschienen, ISBN 3-390648-48-2, kostet Euro 8,60 und ist unter anderem im Schreibwarengeschäft Rautner in Beratzhausen, in den Raiffeisenbanken Beratzhausen und Velburg, im Maschinenringbüro Velburg, sowie in weiteren Verkaufsstellen erhältlich.