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Wissenswertes rund um den Thonsee von Dietmar Kuffer

Erstellt von Demokrat am 30-Dec-2009 13:58 (3392 gelesen)

Vorwort

Der Thonsee, der auf dem Weg von Hinterthann nach Beratzhausen liegt, ist der bekannteste natürliche Waldweiher im Gebiet des Marktes Beratzhausen. Das Aussehen des Thonsees in seiner Umgebung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert.



Mit dem Thonsee verbindet man Erzählungen, die durch die Familientradition von Xaver Gassner aus Beratzhausen überliefert wurden und bisher noch nicht allgemein zugänglich waren. Der Schriftsteller Dietmar Kuffer
hat die Erzählungen im August 2009 erstmalig in Schriftform verfasst. Außerdem hat sich Dietmar Kuffer ausführlich mit dem Werden und Wandel des Thonsees beschäftigt. Der Thonsee in seiner heutigen Gestalt geht stark auf das Engagement des Bauunternehmers Josef Fruth zurück, der viele wertvolle Hinweise über den Thonsee geben konnte. (Das Urheberrecht an den Texten liegt beim Autor Dietmar Kuffer)

Vom Werden und Wandel des Thonsees

Schon Altbürgermeister Alois Koller spricht in seiner Ortschronik, die aus dem Jahre 1872 stammt, vom „Staatswalde Thon“. Er verweist auf ausgiebige und förderungswürdige Vorkommen von Tonerde in vielen Bereichen des Gemeindegebietes.
Die Tonschichten sind Teil der Albüberdeckung, die auf dem Malm der Jurazeit zu finden ist. Der Staatswald „Thon“, der „Thongraben“, aber auch der „Thonsee“ sind sprachliche Zeugnisse dieser Tonvorkommen, die schon Altbürgermeister Koller kannte.
Beim Thonsee handelt es sich um einen natürlichen Waldweiher, den es seit Jahrhunderten gibt.
Er wird immer wieder als Quellsee bezeichnet, der als Seltenheit im Juraland gilt. Dabei kann die Schüttung der Quelle gerade den Wasserstand halten. Der Thonsee, der bis zu 3 Meter tief ist, trocknet auch in trockenen Sommern (zum Beispiel 2003) nicht aus. Eine dicke wasserundurchlässige Schicht aus Lehm und Ton hält das Wasser im Thonsee zurück, so dass eine sumpfige, kleine Moorlandschaft am Rande des Waldweihers entstanden ist.
Früher gab es auch einen „unteren Thonsee“, der sich unterhalb der inzwischen künstlich angelegten Weiher befand, welche in unserer Zeit vom Überlauf des Thonsees gespeist werden. Dieser „untere Thonsee“ wurde jedoch zugeschüttet, da man sich durch seine Trockenlegung eine verbesserte landwirtschaftliche Nutzung versprach. Die Schwierigkeiten mit dem durchnässten Ackerboden konnte man hingegen nicht beseitigen.
Der Thonsee zeigt sich heute als Waldweiher, der teilweise von Entengrütze bedeckt ist. Der Algenteppich öffnet sich zur Mitte des Sees. Das Land um den Thonsee wird geprägt von der roten Waldameise, die in diesem Gebiet seit jeher stark verbreitet ist. Neben den Haufen der roten Waldameise fallen die zahlreichen Frösche auf, die besonders in den künstlich angelegten Weihern unterhalb des Thonsees leben.
So gilt der Thonsee mittlerweile als anerkannt wertvolles Biotop.
Viel über die Geschichte des Thonsees weiß der langjährige Bauunternehmer Josef Fruth zu berichten, dem es zu verdanken ist, dass das Biotop rund um den Thonsee nachhaltig gesichert und erhalten werden konnte.
Josef Fruth hatte den Thonsee von etwa 1970 bis 1985 vom staatlichen Forstamt gepachtet. 1970 befand sich der Thonsee in einem bedauernswerten Zustand. Josef Fruth fand einen verschlammten und fast zugewachsenen Waldweiher vor, der höchstens noch 50 bis 75 cm tief war. Die Verschlammung wurde durch die intensive Landwirtschaft in der damaligen Zeit noch stark gefördert, da auch der Eintrag von Mist und Gülle eine nicht unerhebliche Rolle spielte.
Der Thonsee bedurfte einer umfangreichen ökologischen Sanierung, um Unrat und Verschlammung zu beseitigen. So wurde der Thonsee im Jahre 1970 umfassend gereinigt. Mit einem Moorbagger, der von einer Mainburger Firma stammte, mussten ungefähr 1000 Kubikmeter Schlamm aus dem Thonsee entfernt werden, um den ursprünglichen Zustand des Weihers wiederherzustellen. Dies entsprach 200 Fuhren mit den damals verwendeten Lastwagen. Die Größe des Thonsees blieb bei der Sanierung unverändert. Der Schlamm des Thonsees wurde auf steinigen Feldern zur Bodenverbesserung ausgebracht. Seither ist der Thonsee wieder bis zu 3 Metern tief.
Josef Fruth wollte im Thonsee eine Fischzucht betreiben, weshalb seinerzeit 25 Kilogramm Jungfische ausgesetzt wurden. Diese Graskarpfen waren jedoch größtenteils eingegangen, da das Wasser des Thonsees wohl ungeeignet für eine ertragreiche Fischzucht ist. Trotzdem wurden noch im Frühjahr des Jahres 2009 mehrere tote Karpfen gefunden, die nach einer Überschwemmung am Ufer des Thonsees, neben dem Überlauf des Weihers lagen. Ein Restbestand der Graskarpfen scheint also bis in die Gegenwart überlebt zu haben.
Die Füllung des Sees erfolgt nach der Beobachtung von Josef Fruth in starkem Maße durch den Zufluss von Regenwasser. Da dieses Regenwasser dabei durch dichten Laub- und Nadelwald fließen muss, verändert sich die Wasserqualität des Thonsees und erschwert die Fischzucht zusätzlich. Josef Fruth konnte bei der Sanierung des Thonsees im Jahre 1970 keine sichtbare Quelle des Thonsees erkennen. Wenn es eine Quelle gibt, dann ist es seiner Meinung nach nur eine ganz kleine, bei der es sich wohl eher um heraussickerndes, den Weiher umgebendes Gundwasser handelt.
1970 wurde von Josef Fruth auf der Westseite des Thonsees ein Mönch eingebaut, um den Weiher bei Bedarf ablassen zu können und so die Fischzucht zu fördern. Auf diese Weise sollte der Thonsee regelmäßig gesäubert werden. Da Wanderer häufig die Bretter aus dem Mönch zogen, so lief das Wasser des Thonsees immer wieder aus. Deshalb - und um den Thonsee einer Renaturierung zuzuführen - wurde vom Forstamt in der Zeit nach dem Pachtende - also nach dem Jahr 1985 - der Mönch wieder ausgebaut.
Interessant ist auch die Teichlandschaft, die unterhalb des Thonsees entstanden ist und vom Überlauf des Thonsees gespeist wird. 1997 wurden auf diesem Grundstück 10000 Kubikmeter Ton abgebaut, der zum Abdichten einer Deponie im Truppenübungsplatz Hohenfels benötigt wurde. Dazu waren bis zu 700 Fuhren mit den Lastwagen erforderlich.
Noch im Jahre 1997 war der Tonabbau beendet und die Teichlandschaft unterhalb des Thonsees wurde geschaffen. Auch diese Maßnahmen wurden vom Bauunternehmer Josef Fruth durchgeführt.

Die Teichlandschaft wird heute oft als „unterer Thonsee“ bezeichnet, obwohl sie mit dem längst zugeschütteten „unteren Thonsee“ nicht gleichzusetzen ist.
Heute führt eine Betonröhre, die ins Erdreich eingebaut ist, vom Thonsee aus in einen Vorflutgraben. Dieser Graben endete früher im Wald und dient heute - nach einer baulichen Veränderung in seinem Unterlauf - zur Speisung der Teichlandschaft unter dem Thonsee.
Jene Teichlandschaft besteht aus einem Hauptweiher mit Insel und drei weiteren Versickerungstümpeln, die als Feuchtbiotop angelegt wurden. Dabei handelt es sich um Rekultivierungsauflagen im Zusammenhang mit dem Tonabbau, die von einer Landschaftsarchitektin in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde des Landratsamtes in Regensburg erstellt wurden.
Der deutlich oberhalb des Thonsees verlaufende Kirchweg von Hinterthann nach Beratzhausen ist seit der Flurbereinigung nicht mehr durchgängig begehbar. Dieser historische Kirchweg wurde nach Aussage von Josef Fruth früher auch als „Kirch- und Leichenweg“ bezeichnet, da man auf dem Weg die Toten von Hinterthann zum Friedhof nach Beratzhausen brachte.
Der geschotterte Forstweg, der am Ufer des Thonsees entlangführt, wurde von Josef Fruth im Jahre 1970 - im Zuge der Sanierung des Thonsees - geschaffen. In der Zeit von 1970 bis 1997 hat sich das Gesicht der Landschaft rund um den Thonsee stark verändert. Ohne die Tätigkeit des Bauunternehmers Josef Fruth und die von ihm durchgeführten Sanierungs- und Rekultivierungsmaßnahmen wäre das Gebiet um den Thonsee wohl in Vergessenheit geraten. Heute stellt diese Weiherlandschaft ein Biotop dar, das zu einer Idylle in unserer Juralandschaft wurde.

Tod im Thonsee

Vor über 200 Jahren, in der Zeit nach 1800 ereignete sich in Hinterthann, einem kleinen Dorf, das vom Ort Beratzhausen durch den großen, dunklen Wald, der den Namen „Thon“ trägt, getrennt wird, eine seltsame Begebenheit, die noch in unserer Zeit das Interesse und Mitgefühl der Menschen herausfordert.
Ein junges Ehepaar lebte in Hinterthann und die Nachbarn kannten es nur unter dem Hausnamen „Doarl“, wenn sie von der anständigen und zufriedenen Familie sprachen.
Leider fehlte etwas zum vollkommenen Glück der braven Leute. Der Kinderwunsch wurde nicht erfüllt und erst sehr spät - nach zehn Jahren - stellte sich der ersehnte Nachwuchs ein. Die Freude über den jungen Stammhalter war grenzenlos. Die Sorge, keinen Hofnachfolger zu haben, war über Nacht verschwunden und die dankbaren Eltern beobachteten das Heranwachsen ihres Buben, der schon längst zum Sonnenschein in ihrem Hause aufgestiegen war.
Als der Bub sechs Jahre alt war, da ereignete sich jedoch ein unfassbares und fürchterliches Unglück. Bei der schweren Arbeit im Stall näherte sich die Mutter einem launischen Stier. Das unberechenbare Tier drückte die Bäuerin an die Wand des Stalls, bis die Frau zerquetscht wurde und an ihren schmerzhaften Verletzungen starb.
Der tief erschütterte Vater musste somit allein mit seinem Sohn auf dem Hof leben und schaffte es trotz aller Bemühungen nicht, die verlorene Mutter zu ersetzen. Eine einzelne Person war eben nicht in der Lage, alle Arbeiten, die auf einem Bauernhof anfielen, gründlich und sorgfältig zu erledigen.
Um den Hof nicht zu verlieren und um die Zukunft seines Sohnes abzusichern, da blieb lediglich eine Entscheidung übrig : Der Vater musste wieder heiraten.
Die zweite Frau war hingegen böse, vom Hass zerfressen und gemein zum Sohn aus erster Ehe. Sie wurde zur hinterhältigen Stiefmutter.
Der Vater hatte noch drei weitere Kinder mit der zweiten Ehefrau und er liebte alle vier Kinder gleichermaßen. Die teuflische Stiefmutter hingegen behandelte den Sohn, den der Vater mit in die Ehe brachte, sehr schlecht. Er musste alles tun, was nicht schön war.
Den ganzen langen Sommer über hütete er die Kühe und er tat es oft im Holz in der Nähe vom Thonsee. Leidend unter dem Verhalten der Stiefmutter, so ergriff ihn immer wieder die Verzweiflung. Unzählige Male hockte er sich ans Ufer des Thonsees und weinte bitterlich, bis er eine Stimme aus der Tiefe des Thonsees vernahm, die ihn ermutigte, Mut und Hoffnung nicht zu verlieren. Es gelang ihm nicht, die Stimme richtig zuzuordnen, aber bei Schwierigkeiten und Bedrückung im Alltag setzte er sich stets ans Ufer des Thonsees und klagte sein Leid. Nachdem ihm die grausame Stiefmutter wieder übel mitgespielt hatte, ging er abermals zum Thonsee, um dort Hilfe zu finden. Dabei zog er eine junge Kuh hinter sich her. An jenem heißen Sommertag waren die Bremsen eine wahre Plage und auch das Vieh musste viel leiden. In einem einzigen Augenblick erschrak die Kuh fürchterlich und warf den Buben ins dunkle Wasser des Thonsees. Die Kuh folgte der Bewegung des Buben und beide ertranken im Wasser des Waldweihers.
Da es sich im Umfeld des Thonsees um eine Moorlandschaft handelt, so findet man die Spuren des Jungen und der Kuh noch heute. Wenn man vom Ufer des Thonsees auf den Grund des düsteren Gewässers blickt, dann erahnt man die Umrisse des unglücklichen Buben mit seiner Kuh. Wanderer berichten, dass beim Vorbeigehen in der Nacht noch immer das Weinen des Buben in der Tiefe des Thonsees zu vernehmen sei.
Selbst in unserer Zeit werden die Bewohner des Dorfes Hinterthann gefragt, warum der Thonsee so ein unheimlicher Ort ist, den die Bevölkerung früher am liebsten mied.
Entdeckung des Thonsees

Vor vielen Jahren herrschte auf den Hochflächen des Juralandes eine große Dürre. Es gab damals nur Zisternen, wo man das Dachwasser sammelte, welches mit hölzernen Dachrinnen zu den besagten Zisternen geleitet wurde. Dies war die einzige Möglichkeit, eine Viehtränke vor Ort sicherzustellen.
Da es lange Zeit nicht regnete, so litt man große Not. Auch im Dorf Hinterthann hat man alle Schutzheiligen angerufen und Gebetsabende veranstaltet, um den lebensnotwendigen Regen zu erbitten.
Über Nacht trieb man die Kühe ins Freie, damit sie den kühlen Tau, der sich auf den Wiesen sammelte, lecken konnten.
Ein Bauer aus Hinterthann wollte am Morgen seine Kühe in den Stall holen, aber dabei entkam ihm ein Kalb und es rannte davon. Der Bauer verfolgte das Kalb und an einer abgelegenen Stelle im Wald erblickte er es wieder. Das Kalb begann, hastig mit den Füßen zu scharren. Auf einmal kam Wasser aus dem Boden und sammelte sich in einer Vertiefung.
So entstand der Thonsee.

Kirchweg von Hinterthann nach Beratzhausen

Für die gläubigen Hinterthanner war der Kirchgang am Sonntag nach Beratzhausen von großer Bedeutung. Außerdem versäumte man es nicht, an jedem vierten Samstag nach Beratzhausen zum Beichten zu gehen. Dies war besonders in der Osterzeit wichtig, denn zur Osterbeichte - etwas Besonderes im Leben der Menschen - gab es einen Beichtzettel. So gingen die Buben an einem Samstagnachmittag von Hinterthann nach Beratzhausen zum Beichten. Ungeachtet der Tatsache, dass Fastenzeit war, kaufte sich ein Junge, bevor er zum Beichten ging, in einem Kramerladen ein Stück Schokolade.
Bald darauf packte ihn das schlechte Gewissen und er beichtete die Tat. Der Beichtvater sagte, er dürfe die Schokolade nicht weiter essen. Der Kaplan meinte, er müsse die Schokolade bis Ostersonntag aufheben.
Anschließend gingen alle Buben wieder heim nach Hinterthann. Auf der Höhe des Thonsees packte den Burschen, der die Schokolade kaufte, ein schlechtes Gewissen. Er nahm seine Schokolade aus dem Hosensack, weil er Angst hatte, seine Mutter würde die ganze Sache entdecken. So warf er die Schokolade in den Thonsee.
Als die Schokolade auf der Oberfläche des Thonsees schwamm, da kam von unten eine weiße Hand aus den Tiefen des Sees. Die Geisterhand griff nach der Schokolade und verschwand im Wasser des Thonsees. Alle Burschen erschraken fürchterlich und nahmen sich vor, nie wieder Unerlaubtes oder Süßigkeiten in der Fastenzeit zu essen.
Der Junge, der die Schokolade kaufte, nahm es sich so zu Herzen, dass er im späteren Leben ein frommer Mensch wurde und mit 18 Jahren ins Kloster ging.


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