In Beratzhausen lag die Wahlbeteiligung bei den vergangenen Europawahlen noch unter dem ohnehin niedrigen bundesdeutschen Prozentsatz doch immerhin schritten am Sonntag in der Marktgemeinde mehr Wähler zur Urne als im Landkreisdurchschnitt. Eine Tatsache, die Bürgermeister Georg Thaler auf das europäische Engagement der Marktgemeinde in den vergangenen Jahren zurückführt, allerdings hatte er sich eine noch höhere Beteiligung erhofft.

Kam man am vergangenen Sonntag in die zum Wahllokal umfunktionierte Gottfried-Kölwel-Schule, so traf man meist lediglich die Wahlhelfer an. Um die Mittagszeit lag die Wahlbeteiligung lediglich bei etwas über 6 %. Im Laufe des Tages konnte sich diese Prozentzahl in Beratzhausen zumindest auf 39,4 % steigern und lag somit über dem Landkreisdurchschnitt von 37,98 % . Die CSU lag mit ihrem Wahlergebnis von 62,47 % mit Abstand an der Spitze, die SPD verzeichnete laut Georg Thaler mit 14,07 % ihr "schlechtestes Wahlergebnis aller Zeiten" . Im Vergleich zu den Europawahlen 1999 mußten fast alle größeren Parteien in Beratzhausen Verluste hinnehmen, auch die Wahlbeteiligung lag im Landkreis vor fünf Jahren noch bei 44,45 %. Die CSU verlor bei diesen Wahlen 7,77 Prozentpunkte, die SPD 4,39. Lediglich die Grünen konnten sich um 2,78 und die FDP um 3,43 Prozentpunkte in der Marktgemeinde Beratzhausen steigern.

Unzufriedenheit mit Berlin und München
Thaler, einer der wenigen SPD-Bürgermeister im Landkreis, führt das schlechte Abschneiden seiner Partei nicht auf die Kommunalpolitik zurück, sondern auf die Tatsache, daß die SPD in dieser schwierigen Zeit, die zum Teil mit Besitzstandverlusten gekoppelte Veränderungen zwingend fordere, in der Regierungsverantwortung steht. Trotzdem auch die Oppositionsparteien keine besseren Wege aufzeigten, würden die Sozialdemokraten für diese Veränderungen von den Wählern verantwortlich gemacht werden meinte der Bürgermeister. Das auch in Beratzhausen so schlecht ausgefallene Wahlergebnis sei ein Ausdruck der Unzufriedenheit der Wähler mit Berlin und München.


Bevölkerung noch weit weg von Europa
Angesprochen auf die geringe Wahlbeteiligung meinte Thaler, daß man offensichtlich in der Bevölkerung noch sehr weit entfernt von Europa sei. Desweiteren seien alle Maßnahmen, die von Brüssel ausgingen immer wieder negativ dargestellt worden, was zu einem schlechten Image geführt habe. Aus diesem Grunde müsse man sich nicht wundern, wenn das Interesse in der Bevölkerung so gering sei, obwohl auch die einzelnen Kommunen und somit ihre Bewohner von Fördermitteln der europäischen Union profitierten. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die Konzepte der Direktion für Ländliche Entwicklung und das leader plus - Programm, die die Umsetzung einiger Projekte in der Marktgemeinde ermöglicht haben, die ohne die Unterstützung durch Brüssel in dieser Form nicht umsetzbar gewesen wären erinnerte Thaler.

Verständnis für ein gemeinsames Europa
Um den europäischen Gedanken zu fördern, so der Bürgermeister, habe man in Beratzhausen bereits in der Vergangenheit die persönliche Annäherung durch diverse Aktivitäten gesucht, wie zum Beispiel die Intensivierung der Kontaktpflege zu der Partnergemeinde Ceyrat, die Ermöglichung der Begegnung mit ausländischen Kunstschaffenden oder aber die Veranstaltung der Künstlersymposien. Nur durch ein Kennenlernen der Kulturen und den direkten Kontakt könne man das Verständnis für ein gemeinsames Europa wecken, erläuterte Thaler seinen Standpunkt.