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Verdienste von Franz Xaver Staudigl (27.3.1925 - 10.10. 2009)

Erstellt von leserbrief am 04-Sep-2010 05:44 (10346 gelesen)

Als Franz Xaver Staudigl 1956 Bürgermeister von Beratzhausen wurde, da gab es - wie er mir oft erzählt hat - keinen einzigen Quadratmeter Teerstraße in der Gemeinde. Im Jahre 1984 - nach 28 Jahren beispiellos erfolgreichem Wirken als Bürgermeister - war Beratzhausen eine blühende Gemeinde.


Niemals zuvor in seiner Geschichte hat der Markt Beratzhausen einen vergleichbaren Aufschwung wie in der Zeit von Bürgermeister Staudigl erlebt.

Die älteren Mitbürger kennen die Verdienste des Altbürgermeisters, Ehrenbürgers, Humanisten und Schriftstellers Franz Xaver Staudigl, dessen Lebenswerk dem Wohlergehen seiner Juraheimat Beratzhausens galt, dem Ort, den er aus ganzem Herzen liebte und - wie einst der Schriftsteller Gottfried Kölwel - mit literarischer Liebe verklärte.

Staudigl war ein Kommunalpolitiker mit Heimatliebe, die er auch an junge Menschen und zukünftige Generationen weitergeben konnte. Das Thema "Land, Leute, Liebe" zeigt sich auch in seinen Gedichten. Staudigl konnte dem "Juramenschen" ins Herz blicken, der äußerlich oft wortkarg, rau und verschlossen wirkt, aber - bei genauerem Hinsehen - voller Verbundenheit mit seiner Heimat eine tiefe Menschlichkeit zu zeigen weiß, die sich in Jahrhunderten der Not und Armut bewähren und entwickeln konnte.

Für zahlreiche jüngere Menschen in Beratzhausen ist aus Zeitgeschichte längst Geschichte geworden und das Wirken von Bürgermeister Staudigl ist ihnen schon teilweise unbekannt. Ich sehe die ältere Generation in Beratzhausen als meine Verbündeten, die Zeugnis ablegen kann, wie sehr Beratzhausen seinem früheren Bürgermeister Staudigl Dank schuldet, der das Gesicht Beratzhausens wie kein anderer geprägt hat und als Dichter und Denker seiner Zeit und seinen Zeitgenossen weit voraus war.

Franz Xaver Staudigl sagte mir einst : "Ich wünsche mir, dass man meinen Namen auch lange nach meinem Tod mit zwei Dingen in Verbindung bringt - mit dem Zehentstadl und mit der Partnerschaft mit Ceyrat." Noch lebhaft erinnert man sich am Ort an den Streit, der einst um die Frage der Sanierung des Zehentstadls tobte. Ohne Franz Xaver Staudigl wäre dieser kulturelle Mittelpunkt Beratzhausens nicht existent. Die Partnerschaft Beratzhausens mit Ceyrat ist die erste ausländische Städtepartnerschaft einer Gemeinde im Landkreis Regensburg und der Beginn der Europagemeinde Beratzhausen, die gerade deswegen mit dem Europadiplom, der Europafahne und der Europaplakette des Europarates ausgezeichnet wurde. Schon 1975 stellte Altbürgermeister Staudigl eindrucksvoll fest : "Die Partnerschaft mit einer französischen Gemeinde ist neben Herzenssache zuerst eine geistige Leistung, ist das Erheben über Niederungen und das Eintauchen in die Sphäre der erhellenden Toleranz."

Ohne Franz Xaver Staudigl gäbe es kein romantisches Felsenschwimmbad in Beratzhausen. Es ist schön, die Freude von Kindern, Familien und Senioren zu sehen, die - oft ohne es zu wissen - in Staudigls Schwimmbad eine Quelle der Lebensfreude besitzen.

Staudigl gelang es stets durch großes Engagement, Zuschüsse nach Beratzhausen zu holen, sodass die Gemeinde mit einem Minimum an eigenen finanziellen Mitteln zahlreiche Investitionen ermöglichen konnte. Im Gegensatz zu manchen Nachbargemeinden hat Staudigl die Gunst der Stunde für Beratzhausen genutzt und Zuschüsse nach Beratzhausen geholt, die es heute nicht mehr gibt.

Neben dem Zehentstadel und dem Schwimmbad könnte man auch auf die Mehrzweckhalle neben der Schule und auf zahlreiche andere Einrichtungen verweisen.

Eine große Zahl von Baumaßnahmen und Erfolgen verbindet man mit der Amtszeit von Bürgermeister Staudigl :

Friedhof, Rathaus, Mädchenschulhaus, Straßenbeleuchtung, nahezu alle Ortsstraßen, Bahnhofsplatz, Sportplatz mit Sportlerheim, Umgehungsstraßen in Richtung Hemau und Parsberg, Schule mit Mehrzweckhalle, zwei Hochbehälter und Modernisierung der Wasserversorgung, Kanalisation und Klärwerk, Feuerwehrgerätehaus, Volksfestplatz, Kinderspielplätze, Leichenhaus, Flächennutzungspläne und Bebauungspläne und deren Umsetzung, Erschließung von Baugebieten, Schaffung von Industriegebieten und Gewerbeansiedlung, moderne Stromversorgung, moderne Müllabfuhr, Anerkennung als staatlich anerkannter Erholungsort, Verkehrsamt und Förderung des Fremdenverkehrs, 1100-Jahrfeier 1966 mit Herausgabe des Geschichtsbuchs von Dr. Dollinger, Verleihung der Marktfahne, Anschluss an die Autobahn mit Ausfahrt "Beratzhausen", Schaffung der Großgemeinde Beratzhausen in den Grenzen der einstigen Herrschaft Ehrenfels im Zuge der Gebietsreform 1972/1978, Anschluss an den Landkreis Regensburg, Unterstützung bei der Renovierung der Kirchen und Kapellen, Hilfe beim Bau des Pfarrheimes, Verdoppelung der Einwohnerzahl und der Wohngebiete, Unterstützung beim Bau zahlreicher Vereinsheime, Hilfe bei Festschriften von Vereinen, Unterstützung von Schülern und Studenten in Sachen Heimatgeschichte, ...

Erwähnung verdient auch das Wirken von Bürgermeister Staudigl über den Ort Beratzhausen hinaus :

Mitglied des Hauptausschusses des Deutschen Städte- und Gemeindebundes
Mitglied des Ausschusses für Bau- und Wohnungsfragen des Deutschen Städte- und Gemeindebundes
Mitglied des Landesausschusses des Bayerischen Gemeindetages
Mitglied der Hauptversammlung der Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in Bayern
Stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberpfalz des Bayerischen Gemeindetages
Mitglied des Kreistages Regensburg
Mitglied des Bezirksplanungsbeirates Oberpfalz
Vorsitzender des Kreisverbandes Parsberg des Bayerischen Gemeindetages
Stellvertretender Vorsitzender des Gebietsausschusses "Oberpfälzer Jura" im Fremdenverkehrsverband Ostbayern

Mit seinem literarischen Schaffen bleibt Franz Xaver Staudigl der Nachwelt unvergessen. Mit vielen Büchern erhielt Franz Xaver Staudigl einen Platz in der Beratzhausener Geschichte : (einige Beispiele)

Beratzhausener Skizzen 1978
Werkstatt Zeit 1981
Texte über Liebe 1988
Markt Beratzhausen - Ein Führer durch Landschaft, Geschichte und Kultur mit Dietmar Kuffer 1993
Weihnachtsgalerie 1993
Land Leute Liebe Gedichte 1994
Heimatgeschichtslexikon des Marktes Beratzhausen 1996
Historische Skizzen aus mehreren Epochen Beratzhausens 2005

1956 beschränkte sich der Ort Beratzhausen auf den historischen Kern im Tal der Schwarzen Laber. Die Gemeinde erstreckte sich nur von der Bahnlinie bis zum Lammhof. Die Baugebiete "Ober der Mühle" (vgl. Sudetenstraße) und Zehentberg waren Ideen Staudigls. Nach 28 Jahren Amtszeit von Staudigl gab es in Beratzhausen über 1000 sozialversicherungspflichtig Beschäftgte. Im Jahre 2010 dürften es nur etwas über 600 sein.

Seit 1984 hat Beratzhausen nahezu seine gesamte Industrie verloren und der Ort verfiel in einen Dornröschenschlaf.

Mit 60000 Übernachtungen war Beratzhausen am Ende der Amtszeit Staudigls der größte Fremdenverkehrsort im Landkreis Regensburg und hatte ein eigenes Fremdenverkehrsamt.

Nach dem Ende seiner Zeit als Bürgermeister wirkte Franz Xaver Staudigl einige Jahre (bis 1991) als Vorsitzender des Zweckverbands zur Wasserversorgung Laber - Naab und hat sich auch hier bleibende Verdienste um die Wasserversorgung in unserer Heimat erworben.

Durch Förderung des Geschichtsbewusstseins gelang es Franz Xaver Staudigl, ein modernes Bürgerbewusstsein zu schaffen, das Ortsansässige, Honoratioren - Bürger und Heimatvertriebene zu politischen Bürgerinnen und Bürgern machte, die sich gerne von Staudigls Heimatliebe anstecken ließen, stolz auf ihren Ort waren und sich in allen Bereichen gerne ehrenamtlich einbrachten und beteiligten.

Staudigl sah jedoch die Gefahr : "Die Heimatliebe erlahmt, wenn der Ort nicht vorankommt."

Seit 1984 hat Beratzhausen inzwischen drei andere Bürgermeister erlebt. Die Bilanz der Jahre unter Laßleben, Thaler und Meier ist der Bevölkerung hinreichend bekannt und bedarf keines Kommentars.

Kein Beratzhausener hat sich mehr um seine Heimat verdient gemacht als Franz Xaver Staudigl. Deshalb wünschen sich so viele Bürger und Bürgerinnen von Beratzhausen, dass die bisherige "Josef - Albrecht - Straße" in "Franz - Xaver - Staudigl - Straße" umbenannt wird. Die bisherige "Josef - Albrecht - Straße" ist vom Prinzip her eine Verlängerung der Marktstraße und deshalb bestens geeignet, den Namen "Franz Xaver Staudigl" zu tragen.

Franz Xaver Staudigl führt uns mit seinen Ideen in die Zukunft. Die Menschen in Beratzhausen wollen in "seinem" Ort leben, der - von Heimatliebe, Geschichtsbewusstsein und Liebe für Natur und Landschaft unserer Juraheimat getragen - auf dem Weg in die Zukunft ist, die im Sinne von Franz Xaver Staudigl gestaltet werden muss. Beratzhausen möge ein Ort der Völkerversöhnung und Toleranz sein, eine Europagemeinde und ein Kulturort, der aber wieder mehr lernen muss, seine kommunalpolitischen Pflichtaufgaben zu erfüllen. Dazu gehört der Unterhalt einer modernen Infrastruktur (Straßen, Brücken, Gebäude) ebenso wie die Ansiedlung von Betrieben, Arbeitsplätzen und die Förderung von Gewerbe, Handwerk, Fremdenverkehr und Industrie.

Oft wurde in den letzen Tagen darauf hingewiesen, dass Franz Xaver Staudigl 1961 gegen eine "Josef - Albrecht - Straße" gestimmt hat. Die tiefe Verwurzelung von Staudigl in den Werten der Demokratie, des Rechtsstaats und der Menschlichkeit ist uns noch heute ein Vorbild.

Da schon lange kaum mehr jemand über Rufenried nach Hemau fährt, ist es unverständlich, statt der "Josef - Albrecht - Straße" eine "Hemauerstraße" zu fordern. Auch eine "Staufferstraße" ist nicht ungefährlich, da einige Mitglieder der Adelsfamilie mit Intrigen, Mord und Verbrechen in Verbindung gebracht werden.

Es wäre traurig, wenn diejenigen, die Beratzhausen herabgewirtschaftet haben, jetzt alles tun würden, um eine "Franz - Xaver - Staudigl - Straße" zu verhindern.

Auf diese Seilschaften kann man dankend verzichten.

Es gilt mehr denn je, die "Josef - Albrecht - Straße" in "Franz - Xaver - Staudigl - Straße" umzubenennen.

Es gibt nichts Mächtigeres als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Dietmar Kuffer


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