Waldbesitzer Hemau: Kontinuierliche und zuverlässige Holzlieferung ist angesagt
Kategorie : Hemau
Veröffentlicht von MarkJohn am 13-Feb-2004 16:37
Gut 150 Waldbauern, die meisten davon Mitglieder der Waldbesitzervereinigung Hemau, informierten sich am vergangenen Dienstag über die Tätigkeit ihrer Vereinigung, aber auch über den aktuellen Stand der Forstreform und die Möglichkeiten, dem Borkenkäfer erfolgreich zu begegnen. Sowohl WBV-Vorsitzender Friedrich Rahm als auch Geschäftsführer Josef Achhammer sprachen von einem schwierigen Jahr infolge der Trockenheit, der Borkenkäferplage und des schlechten Holzmarktes.
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Forstdirektor Reinhard Strobl sprach in seinem Referat über den Stand der Forstreform. Fotos: Markus Bauer


Viele Vertreter von land- und forstwirtschaftlichen Verbänden und Einrichtungen konnte WBV-Vorsitzender Friedrich Rahm zur Jahresversammlung im Landgasthof Ferstl-Bruckmeier willkommen heißen. Als jüngstes Ereignis erinnerte er an den Verkauf von Christbäumen beim Hemauer Christkindlmarkt. 400 Euro konnten als Erlös dieser Aktion für die Kinderkrebshilfe weitegegeben werden. „Die Situation wird heuer wohl nicht besser“, warf der Vorsitzende einen Blick in die Zukunft und ging auch auf die geplante Forstreform ein. „Diese darf nicht auf Kosten der kleinen Privatwaldbesitzer gehen“, machte er klar und stellte mit Verwunderung fest, welche Vereine und Verbände sich in letzter Zeit für den Wald einsetzen. Auch die Ausweisung neuer FFH-Flächen sprach Rahm an und appellierte an die Landwirte, sich diesbezüglich zu informieren. „Wir sind in einer Zeit des Umbruchs, wo jeder über unseren Besitz bestimmen möchte. Ihre Waldbesitzervereinigung steht Ihnen auch künftig in gewohnter Weise zur Verfügung“, schloss der Vorsitzende seine Begrüßung.

WBV-Geschäftsführer Josef Achhammer sprach im Rückblick auf das Jahr 2003 von Höhen und Tiefen: Höhen zu Beginn des Jahres, wo große Holzmengen produziert wurden, „akzeptable Holzpreise und ein florierender Holzmarkt sowie günstige Witterung“ gute Rahmenbedingungen darstellten. Die geringen Niederschläge und der heiße, trockene Sommer sorgten dann für eine Vermehrung der Borkenkäfer, Sinken der Rundholzpreise und Zurückstellung größerer Durchforstungen mittels Harvester. „Lediglich der Kiefern-, Schwachholz- und Papierholzmarkt zeigten sich zum Herbst freundlicher“, fasste Achhammer zusammen. Bei 36 Neuzugängen und drei Abgängen zählt die WBV aktuell 647 Mitglieder – Tendenz steigend – bei insgesamt 6055 Hektar Waldfläche und einem Flächenzuwachs von 113 Hektar. Vermarktet wurden insgesamt 27.169 Holzeinheiten (24.780 Festmeter), wobei Fichte Langholz, Kiefer Langholz, Papierholz und Fichte Fixlängen am meisten gefragt waren. Die Geschäftsstelle will eine Liste von Waldbauern zusammenstellen, die auch im Sommer und Frühherbst Holz schlagen, um eine ganzjährige Holzbelieferung gewährleisten zu können. Von der WBV vermittelt wurden im abgelaufenen Jahr insgesamt 111.700 Hölzer, wobei der Laubholzanteil 17 Prozent betrug. Abschließend ging der Geschäftsführer auf die Höhepunkte im Vereinsleben ein und nannte den Waldbauernball, den Jahresausflug, eine Waldbegehung, mehrere Waldwegebaumaßnahmen und die Beteiligung an den Regionaltagen des Landkreises Regensburg als Höhepunkte. Aus dem Kassenbericht der Rechnungsführerin Tanja Dirrigl wurde ein Gesamtumsatz von 1.377.293 Euro deutlich.

In einem Kurzreferat klärte Martin Goldbrunner, Sicherheitsberater der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft Niederbayern/Oberpfalz über „Unfallverhütung bei der Waldarbeit“ auf und ging dabei besonders auf die Gründe, die Folgen und die Zu treffenden Maßnahmen ein, um die Arbeitssicherheit im Forstbereich zu gewährleisten. Im Hauptreferat beleuchtete der Leitende Forstdirektor Reinhard Strobl von der Forstdirektion Niederbayern/Oberpfalz den aktuellen Stand der Forstreform. „Sie haben eine außerordentlich gut geführte WBV, bei der die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte gut zusammengeführt werden“, lobte er die Vorstandschaft. Bezüglich der Forstreform sprach er von einer „ständig neuen Gefechtslage“, wobei nun eine Kosten-Nutzen-Analyse der Bayerischen Staatsforstverwaltung in Aussicht gestellt ist. Am 2. März sollen laut Strobl in einem Kabinettsbeschluss zumindest die Eckpunkte der Forstreform festgelegt werden. Für Strobl lautet die zentrale Zukunftsfrage: „Wer kümmert sich wie um den Wald?“ An die Waldbauern appellierte er, sich nicht Änderungen zu verschließen, die zu Verbesserungen führen. Weiter zunehmen werde der Anteil von Klein- und Kleinstprivatwaldbesitzern (0 bis 5 Hektar), die keine bäuerlichen Grundlagen mehr vorweisen. Deren Wald gelte es fachgerecht zu bewirtschaften. Hierfür müssten die Waldbesitzer selbstbewusst auftreten, aber auch angesichts des Beitritts von zehn neuen Staaten in die Europäische Union mit einer dann um ein Viertel gewachsenen Waldfläche und 47 Prozent mehr Holzvorrat. Laut Strobl geht die Diskussion derzeit um eine Zusammenlegung der Forstämter und der Landwirtschaftsämter, wo auch die Flurbereinigungsbehörden einbezogen werden könnten – so genannte „Grüne Zentren“. „Mit Sicherheit wird künftig noch mehr von Ihnen verlangt. Aber Sie haben gute Voraussetzungen für eine gute Zukunft“, schloss der Forstdirektor sein Referat.

Eine hervorragende ehrenamtliche Führung durch Friedrich Rahm bescheinigte Hemaus Bürgermeister Hans Pollinger den Waldbesitzern. „Sie leisten einen großen Dienst für die kleinstrukturieren Waldbesitzer“, lobte das Stadtoberhaupt und mahnte an, dass die Reformen sich nicht zuungunsten des ländlichen Raumes auswirken dürften. Der stellvertretende Landrat, Schierlings Bürgermeister Otto Gascher, hob in seinem Grußwort die Bedeutung der Verbände und Behörden, die zwischen den Landwirten und den Regierungsbehörden agieren, hervor. Ferner nannte er die Aktionen des Landkreises Regensburg im Bereich des Regionalmarketings, wo auch das Holz eine große Rolle spielt. In diesem Kontext ist beim Landkreis die Auslobung eines Holzbaupreises angedacht. Forstdirektor Günter Mohr kritisierte das Gutachten des Obersten Bayerischen Rechnungshofes zur Situation der Waldbauern als „Fehlurteil und Trugschluss“. „Leider hat sich die Staatskanzlei dieser Argumentation angeschlossen“, ergänzte er und prophezeite für das Jahr 2004 große Probleme mit dem Borkenkäfer. Hier riet er zur Zusammenarbeit mit den Landratsämtern. Der Geschäftsführer der forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberpfalz Andreas Tiroler riet den Waldbauern, als Rohstofflieferant für die Industrie „kontinuierlich und zuverlässig zu liefern. Denn wenn man nicht 50.000 Festmeter – auch im Sommer - bereitstellt, wird man nicht ernst genommen.“ Abschließend beschrieb Forstoberinspektorin Judith Knitl den Befall der Bäume durch die beiden Fichtenborkenkäfer „Buchdrucker“ und „Kupferstecher“ und stellte die möglichen Konzepte der Bekämpfung dieser Plage vor.
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Ein Höhepunkt im Vereinsleben der Waldbauern ist der Waldbauernball, der wieder am 14. Februar im Hemauer Bruckmeier-Saal stattfindet. Das Foto zeigt einen Sketch vom Vorjahr.