Jahresversammlung der Rinderzüchter: Appell zum Anpacken und gemeinsamen Handeln
Kategorie : Hemau
Veröffentlicht von MarkJohn am 19-Jan-2004 21:04
Trotz der enormen Trockenheit war das Jahr 2003 für die Mitglieder der Bezirkszuchtgenossenschaft Regensburg ein gutes Jahr. Diese Grundaussage klang am Donnerstag vergangener Woche in den Ausführungen des 1. Vorsitzenden Josef Schleicher und von Zuchtleiter Albert Gebendorfer durch. Im Gasthaus Ferstl-Bruckmeier trafen sich die Rinderzüchter zu ihrer Jahresversammlung, bei der auch erfolgreiche Züchter geehrt wurden.
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Die geehrten Rinderzüchter mit Landwirtschaftsdirektor Albert Gebendorfer. Nicht auf dem Bild sind Josef Aumeier und Ludwig Ferstl. Fotos: Markus Bauer


Zwar seien die Grundfuttererträge wegen des heißen Sommers niedriger und die Qualität zum Teil schlechter als sonst gewesen, doch die Oberpfalz habe 2003 bei den Milchkühen die höchste Leistungssteigerung aller bayerischen Bezirke vorweisen können. Vorsitzender Josef Schleicher ging auch auf die „weniger entspannte“ Lage in der Agrarpolitik ein und sah in den Reformvorhaben vor allem das Ziel der Senkung der Erzeugerpreise. Er erinnerte an die durch den EU-Beitritt der Staaten Osteuropas kommende Konkurrenz und die zwischen 2007 und 2012 anvisierte Flächenprämie. „Die Milchbauern sind die Verlierer der Agrarreform“, konstatierte der Vorsitzende, munterte die Landwirte aber zugleich dazu auf, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen: Die Nachzucht als wichtiger Faktor und die Vermarktung über die eigenen Organisationen. „Packen wir die Dinge an und versuchen wir, das Beste daraus zu machen“, war sein Appell an die Mitglieder.
Verstärkung des Strukturwandels
Landwirtschaftsdirektor Albert Gebendorfer verdeutlichte die Auswirkungen der Luxemburger Beschlüsse zur EU-Agrarreform: Preissenkungen und Einkommensrückgang, Änderungen bei den Prämien hin zur Flächenprämie. „Dies wird den Strukturwandel in der Rinderhaltung verstärken“, meinte er und untermauerte dies mit stark rückläufigen Zahlen bei der Milchviehhaltung in der Oberpfalz und im Landkreis Regensburg. „Im Zeitraum von einer Generation ist die Zahl der Milchviehbetriebe in der Oberpfalz um 72 Prozent gesunken“, berichtete er. Die Zahl der Milchkühe blieb jedoch relativ konstant. 1972 waren es durchschnittlich 6,2 Kühe pro Betrieb, im Jahr 2003 im Schnitt 20,5 Tiere. Gestiegen ist in Bayern, in der Oberpfalz und im Landkreis Regensburg die Milchleistung der Herbuchkühe. Weiter ging Gebendorfer Vortrag auf das Verbundmodell der Fütterungsberatung ein, wobei er besonders auf die Möglichkeiten des Fütterungstechnikers aufmerksam machte. Gut angenommen seitens der Landwirte werden die Anpaarungsverträge für die Rinderzucht, auf den Viehmärkten seien besonders die Jungkühe gefragt. „Künftig brauchen wir die qualitätsvolle Jungkuh“, ließ der Zuchtleiter wissen, für den die neuen BSE-Fälle eine Verunsicherung bedeuten. Noch zögerlich werde das „QS“ (Qualitätssicherung) von den Bauern angenommen. „Künftig wird die Vermarktung zu 95 Prozent über die Qualitätsschiene laufen“, ermunterte Gebendorfer die Rinderzüchter zur Einführung dieser Maßnahme.
Gemeinsam an einem Strang ziehen
Landrat Herbert Mirbeth verwies in seinem Grußwort darauf, dass die Rinderzucht- Spitzenbetriebe vor allem in der Gesundheitsregion „Regensburger Jura“ angesiedelt sind und die Landwirte die Kulturlandschaft beackern, „die wir brauchen, um solche Vermarktungsstrategien umzusetzen. Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir wollen keine Museumsbetriebe, sondern Stabilisierung und Flächenbewirtschaftung“, machte der Landrat klar. Die Stärkung des regionalen Bewusstseins ist für ihn eine wichtige Aufgabe, aber auch die Bestrafung schwarzer Schafe bei BSE-Fällen. Daher sei auch die Veterinärabteilung im Landratsamt aufgewertet worden. Hemaus Bürgermeister Hans Pollinger appellierte an die Landwirte, anzupacken und nicht von vorneherein die Reformen und Sparmaßnahmen abzulehnen. Mit Sorge blickt er auf die Zukunft der in Hemau angesiedelten Ämter und Dienststellen. „Alle diese Behörden können von den Reformen betroffen sein. Das würde einen Verlust der Attraktivität für Hemau bedeuten“, führte der Bürgermeister aus.
Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes Johann Mayer nannte den Kostenfaktor als den „alles entscheidenden Aspekt“. Angesichts von Steuerreformen, Etatreduzierungen, der EU-Agrarreform und des EU-Beitritts der mittel- und osteuropäischen Staaten gebe es in den nächsten Jahren vermehrt Kürzungen und Umverteilungen. „Wir können nur etwas erreichen, wenn wir im Verband zusammenarbeiten“, beschwörte der Obmann die Landwirte. Auch er ging auf die BSE-Fälle und die Umwälzungen im Schlachtmarkt ein. Landrat Mirbeth dankte er für dessen Aktivitäten bei der Regionalvermarktung und ermunterte die Bauern, diese Chance noch stärker anzunehmen. „Lassen Sie sich von der Agrarpolitik nicht den Blick auf Ihre eigenen Stärken und Schwächen im Betrieb nehmen“, riet Landwirtschaftsdirektor Peter Ferstl den Milchbauern. Die Investitionsbereitschaft im Landkreis Regensburg sah er als gut, die Landwirte würden demnach auch Zukunftsorientierung zeigen.
Dass von den acht mit Ehrenpreisen ausgezeichneten Rinderzüchter die Hälfte aus Hemau kommen, bestätigt einmal mehr die züchterischen Leistungen der Landwirte dieser Region. Folgende drei Betriebe mit langjährig hohem Stalldurchschnitt wurden ausgezeichnet: Alois Schmaußer (Illkofen, Gemeinde Beratzhausen), Richard Schießl (Dornau, Gemeinde Kallmünz) und Anton Riepl (Altmannshof, Gemeinde Hemau). Georg Staudigl aus Grafenstadl (Gemeinde Hemau) erhielt den Preis für die Kuh mit hoher Lebensleistung „FLAUSE“. Bester Marktbeschicker beim Großvieh war Josef Schleicher aus Unterreiselberg (Gemeinde Hemau), bester Kälbermarktbeschicker Alfons Voit aus Langenerling. Im Segment „Festvermarktung Kälber“ war Josef Aumeier aus Schierling der Beste im Jahr 2003. Der Ehrenpreis als bester Käufer im Bereich Großvieh ging an Ludwig Ferstl aus Aicha (Gemeinde Hemau). In zwei Kurzvorträgen informierten abschließend Veterinärdirektor Dr. Rainer Hamburger und Dr. Ulrich Bartz vom Tiergesundheitsdienst Schwandorf über aktuelle Aspekte und medizinische Verfahren im Bereich der Tiergesundheit und Krankheitserkennung sowie entsprechende Fortbildungsmaßnahmen.
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Landwirtschaftsdirektor Peter Ferstl bei seinem Grußwort; rechts daneben Vorsitzender Josef Schleicher und Zuchtleiter Albert Gebendorfer.

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Landrat Herbert Mirbeth bei seinem Grußwort, rechts Vorsitzender Josef Schleicher.