Was machen die Schafe im Winter? Oder Schäfer und ihre Herden
Kategorie : ehemaliger Landkreis
Veröffentlicht von Gast am 07-Dec-2003 10:47
Zu Weihachten und der Weihnachtsgeschichte gehören ebenso das Bild der Schafe als auch der Hirten. Den Schäfer mit seiner Herde gibt es heute noch, doch ist inzwischen sein Arbeitsalltag lange nicht so romantisch wie der oft illustrierte. Eine Schäferin aus Velburg, die zusammen mit ihrem Mann die Labertalhänge von Velburg über Lupburg, Beratzhausen bis Laaber und Deuerling mit ihrer Herde beweidet, berichtet über ihren oftmals sehr harten Beruf.Original-Bild

Zunächst müsse man einige grundlegende Dinge berücksichtigen, meint Elke Hendrych, so benötige ein hauptberuflicher Schäfer ca. 500 bis 1000 Mutterschafe, um eine Familie ernähren zu können. Da Tiere 365 Tage im Jahr betreut werden müssen, dürfe man die Arbeitszeit, die sich täglich auf ungefähr 10 bis 14 Stunden erstreckt, sowieso nicht rechnen, gibt die Schäferin zu bedenken. Um eine gewisse Lukrativität zu erreichen haben sich Edith Hendrych und ihr Mann Bernhard Auer für Arbeitsteilung entschieden. Edith Hendrychs Aufgabengebiet liegt mehr in der Direktvermarktung und der Erteilung von Kursen rund um die Wollverarbeitung, wie Arbeiten mit Filz, Färben von Wolle mit Naturfarben und Kinderprogrammen, ihr Mann kümmert sich hauptsächlich um die Tiere.
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So findet man die moderne Schäferin in den Adventswochen meist auf den Weihnachtsmärkten vor, wie an diesem Wochenende in Hohenfels, am nächsten in Velburg, um auf der einen Seite Werbung für ihre Zunft zu machen und auf der anderen Seite ihre Produkte, vom Lamm-Pfefferbeißer über Lammfelle bis hin zu Bastelarbeiten aus Wolle zu verkaufen.

In Bereich der Direktvermarktung haben sich die beiden dem landkreisübergreifenden Projekt nepo-muk angeschlossen, was eine gewisseErleichterung bedeutet. Unter dem von den Landschaftsschutzverbänden vergebenen Gütesiegel "Silberdistl" werden Lammfleischprodukte vertrieben, die fernab der Massentierhaltung produziert werden, sondern von Tieren stammen, die naturnah über die Trockenrasen des Oberpfälzer Jura gezogen sind und somit gleichzeitig Landschaftspflege betrieben haben. Im Rahmen dieses Gütesiegels sind zum Beispiel der Einsatz gentechnischer Futtermittel und hormoneller Leistungsförderer verboten. Um dies zu gewährleisten werden laufende Kontrollen durchgeführt.
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Doch wie sieht nun der Arbeitsalltag mit der Herde aus? Am besten läßt sich dies mit Auszügen aus einer "Stellenbeschreibung " ausdrücken: "Möglichst abgeschlossene Berufsausbildung als Tierwirt...; Bereitschaft ganzjährig und bei jedem Wetter im Freien zu arbeiten; Sachkunde im Ackerbau und Grünlandwirtschaft; Sachkunde im Schlachten.. Wenn Sie sich angesprochen fühlen, keinen Wert legen auf Urlaub, Freizeit, Familie und Freundeskreis, wenn sie Einsamkeit ertragen können...". Diese Arbeitsbeschreibung entspricht so gar nicht dem romantischen Bild des in der Sonne hütenden Schäfers mit seiner Herde, sondern gibt die oftmals nicht so rosige Realität wieder.

Auer / Hendrych, die selber 450 Mutterschafe halten, sehen sich noch als echte Idealisten, die neben der Tierhaltung sich auch noch um die angesprochene Veramrktung der Erzeugnisse, den Anbau und die Ernte des Winterfutters, die Instandsetzung der Gebäude, Maschinen und Geräte, die Ausbildung der Hütehunde und Behördentermine kümmern müssen. Und sie sehen sichgleichzeitg von vielen Seiten angegriffen und unvestanden. So klagt Edith Hendrych vorallem über einen großen Bürokratismus.

Doch was machen nun die Schafe im Winter, d.h. zu Weihnachten? In den Wintermonaten wird die Herde rund um das Anwesen des Schäfers gehalten, wobei die Tiere nach dem Lammen in den Stall dürfen. Von den Lämmern werden die männlichen für die Fleicherzeugung verwandt, von den weiblichen wird ein Teil nach bestimmten Zuchtkriterien zur Nachzucht ausgewählt, der andere wird ebenso zu Fleichproduktion verwandt.

Elke Hendrych und ihr Mann kämpfen für das Ansehen ihres Berufsstandes und sind mit Leib und Seele Schäfer, möchten jedoch auch die Öffentlichkeit sensibilisieren, damit Gegebenheiten geschaffen werden, die den seit biblischer Zeit bestehenden Berufsstand nicht zum Aussterben degradieren.