Agricola-Excursion rund um den Martinsberg
Kategorie : Laaber
Veröffentlicht von Gast am 23-Mar-2004 12:06
Original-BildTrotz des nicht allzu einladenden Wetters hatten sich über 38 Interessierte am Parkplatz des Aktiv-Marktes in Laaber eingefunden, um im Rahmen der Agricola-Excursion Näheres über die Gegend rund um den Martinsberg und die Geschichte der alten Burg von Laaber zu erfahren.

Nach dem altbewährten Rezept der Agricola wurden an den einzelnen Stationen Vorträge, beziehungsweise kurze Referate über den historischen Hintergrund gehalten. Zunächst erläuterte der Vorsitzende Ernst Olav die mesolithische Jägerstation auf dem Vorburgareal, mit dem Hinweis, daß eine genaue wissenschaftliche Zuordnung nicht möglich sei, da das steinzeitalterliche Fundmaterial sich in einer für die Wissenschaft nicht zugänglichen privaten Sammlung befände. Doch laut Aufzeichnungen des Landesamtes für Denkmalpflege in Regensburg handle es sich um einen Rastplatz des Kleingerätigen Mesolithikums, welches in die Nacheiszeit einzuordnen ist. Somit sei ein weiterer Beweis erbracht,, daß das Labertal zwischen 7000 und 6000 vor Christi von Jäger- und Sammlertruppen begangen wurde. Zu weiteren Rastplätzen, wie zum Beispiel den Abri am Galgenberg von Beratzhausen oder aber die Gemarkungen Degerndorf und KLapfenberg hatte der Verein schon zu früheren Zeitpunkten seine Mitglieder in Form von Wanderungen geführt.

Original-BildMittelsteinzeitalterliche Jägergruppen im Labertal
In seiner fesselnden Art ließ Olav die Geschichte aufleben und verdeutlichte das Leben zu dieser längst vergangenen Zeit, deren Überreste im Boden noch heute zum Vorschein kommen. So finden sich an wenigen erhaltenen Feuerstellen und Abfallgruben Knochenfunde der erlegten Tiere, wie zum Beispiel von Hirschen, Rehen, Wildschweinen, Hasen und großen Vögeln. Man könne davon ausgehen, daß das Klima der damaligen Zeit bedeutend kühler gewesen sei und die mittelsteinzeitalterlichen Jägergruppen in der warmen Jahreszeit flußaufwärts, in der kälteren Jahreszeit flußabwärts in wärmere Gebiete gezogen seien. Die gefundenen Gerätschaften unterschieden sich allein durch die zierlichen Dimensionen und die geometrischen Formen stark von denen der altsteinzeitlichen erläuterte Olav die Kriterein, sie seien aus Jurasteinknollen gefertigt worden. Derartige Knollen (Feuerstein) könne man weiterhin auf frisch beackerten Feldern finden. Die Klingen der Gerätschaften. seien zum Teil bis zum heutigen Tag, nach fast achttausendjähriger Einlagerung im Boden, scharf wie Rasierklingen, Das Kleingerätige Mesolithikum wurde von Großgerätigen abgelöst, welches durch Wanderackerbauern geprägt gewesen sei, die aus dem Donautal in das Labertal gewandert seien und sich bereits mit der Saat von Kulturpflanzen beschäftigt hätten. Ein Werkplatz zur Herstellung von Steingeräten des Großgerätigen Mesolithikums befände sich in Endlfeld bei Laaber. Die Wanderung rief somit Feststellungen und Erkenntnisse in das Bewußtsein, die den meisten der heutigen Einwohner der Gegend wohl nicht unbedingt in dieser Form bekannt sein dürften.

Drei genaue Burgenpositionen ungeklärt
Nach diesen Ausführungen begab man sich zum Gipfel des Martinsbergs, beleuchtete generell die Burgendichte im Labertal und deren exponierte Lagen. Die genaue Position von dreien der sieben Festungen zwischen Beratzhausen und Deuerling sei ungeklärt gab der Referent zu bedenken, zu denen zählte neben der alten Beratzhauser Burg, die Eselburg und eben die Burg auf dem Martinsberg. Das Agricola Mitglied Friederich Hock erklärte das Patrozinium des Heiligen Martins und die daraus zu ziehenden Schlüsse in Bezug auf den Martinsberg. Die ältesten Kirchen der Gegend trügen dieses Patrozinium zum Teil seit der Merowingerzeit, die oftmals eine "Regierung aus dem Sattel" geführt hätten, d.h. durch ihr Reich reisten, um die Machtansprüche geltend zu machen. Daher, seien für sie gute Straßenverhältnisse und gut versorgte Wegestationen wie entlang der Königsstraße von Regensburg nach Nürnberg unabdingbar gewesen .Die Kirchen entlang dieser Straße seien größtenteils dem Heiligen Martin geweiht gewesen. Hock ging in diesem Zusammenhang auf die an der Strecke bekannten Königshöfe wie Beratzhausen, See, Lengenfeld und Oberweilig ein und erläuterte den Straßenzustand etc. pp. anhand historischer Quellen, beziehungsweise Aufzeichnungen von Forschungen in Geschichtsbüchern, zog Parallelen zu anderen Orten und beschrieb das Ende der ehemals bedeutenden Handelsstraße durch die Verlegung der Reichsstraße im 12. Jahrhundert auf den Tangrintel.

Martinsberg Stammburg der Herren von Laaber
Zum Ende seines Vortrages versäumte er es nicht, auf die erste urkundliche Erwähnung Laabers als "Lapara" im Jahre 882 einzugehen, wobei nicht gesichert sei, daß es sich tatsächlich um das heutige Laaber handle, da man in anderen Urkunden die Schreibweise "Labere" findet. Die Agricola sieht hier einen Ansatzpunkt, durch archäologische Ausgrabungen Licht in das Dunkel zu bringen.

Original-BildDie detaillierten Erläuterungen wurden von der generellen Feststellung über die Burgen der Oberpflaz ergänzt, wobei laut Boos der Martinsberg die Stammburg der Herren von Laaber gewesen sei. Die Möglichkeit, diese Theorien zu diskutieren bot sich bei der anschließenden Einkehr im Cafe Zeitler in Laaber.

Geschichte vor Ort
Die Wanderung der Agricola bot somit wieder einmal Gelegenheit, Geschichte anhand von Örtlichkeiten plausibler zu machen, sich aktiv mit der sehr frühen Heimatgeschichte auseinanderzusetzen und vielleicht auch mit offeneren Augen Landschaft und "Bodenschätze" zu betrachten.